"Ich bin weder ein Held noch ein Schurke", schrieb der ehemals erfolgsverwöhnte Fondsmanager Neil Woodford noch vor etwas mehr als einem Jahr in einem eher aufmüpfig wirkenden Ton in seinem damals neuen Blog namens "Woodford Views". Er sei zwar nie der "Reichmacher der englischen Mittelschicht" oder "Großbritanniens Antwort auf Warren Buffett" gewesen, als was er zeitweise von der Presse gehandelt worden sei. "Aber ich glaube auch nicht, dass ich die Attacken verdient habe, denen ich nach dem Scheitern meines Unternehmens ausgesetzt war", schrieb er damals.

Die britische Finanzaufsicht FCA hat das jetzt durchaus anders beurteilt. Die Aufseher haben Woodford mit einer vorläufigen Geldstrafe von 5,8 Millionen Pfund belegt. Auch seiner Firma Woodford Investment Management (WIM) wurde eine Strafzahlung von 40 Millionen Pfund auferlegt. Nach sechs Jahren Aufarbeitung betont die FCA in ihrer Entscheidung, dass sowohl Woodford als auch WIM im Management des Woodford Equity Income Fund (WEIF) "unangemessene und unvernünftige Anlageentscheidungen" getroffen haben.

Ein Comeback dürfte unmöglich geworden sein
Die FCA hat Woodford außerdem von Führungspositionen und dem Management von Fonds für Privatanleger ausgeschlossen, was ein mögliches Comeback des Fondsmanagers verhindern würde. Hauptkritikpunkt ist der übermäßige Verkauf liquider Vermögenswerte zugunsten illiquider Beteiligungen zwischen Juli 2018 und Juni 2019. Dadurch konnten beim Zusammenbruch des Fonds im Juni 2019 nur noch acht Prozent des Fondsvermögens innerhalb von sieben Tagen verkauft werden – eine massive Abweichung von aufsichtsrechtlichen Vorgaben, wonach Kleinanleger ihr Geld innerhalb von vier Tagen erhalten können müssen.

Die Fondsprobleme wurden akut, als große Investoren versuchten, Mittel abzuziehen. Das führte zum Einfrieren des Fonds und hinterließ Tausende Anleger, darunter große institutionelle Investoren, mit gesperrten Geldern und teils existenzbedrohenden Verlusten. Während das Fondsvolumen vor dem Zusammenbruch noch bei über zehn Milliarden Pfund lag, fiel es bei Aussetzung auf nur noch 3,6 Milliarden Pfund.

Berufung eingelegt
Die FCA wirft Woodford vor, er habe seine aufsichtsrechtlichen Pflichten verletzt und sei insbesondere seiner Verantwortung für das Liquiditätsmanagement nicht nachgekommen. Auch die Kontrolle über den Dienstleister Link Fund Solutions, der als weiterer Akteur mitverantwortlich sei, wurde vernachlässigt. Woodford selbst verweist in seiner Verteidigung immer wieder auf die Mitverantwortung von Link Fund Solutions und befindet sich aktuell im Berufungsverfahren gegen das FCA-Urteil, wodurch die Entscheidung nun von einem unabhängigen Gericht geprüft wird.

Endgültige Sanktionen stehen daher noch aus. Die Aufarbeitung hat bereits in einem separaten Verfahren zu einer Entschädigungsregelung von 230 Millionen Pfund für betroffene Anleger durch Link geführt. Parallel läuft eine juristische Aufarbeitung gegen Link Fund Solutions wegen deren Rolle beim Fondsdesaster.

Auch die Aufsichtsmechanismen der FCA waren in der Kritik
Darüber hinaus hat die Causa Woodford großen politischen und medialen Widerhall gefunden. Kritisiert wurden dabei auch die Aufsichtsmechanismen der FCA selbst. Eine Parlamentsanhörung begleitet von einer breiten Medienberichterstattung hat Versäumnisse aller Beteiligten beleuchtet. Die Affäre gilt als einer der größten britischen Fondsskandale der vergangenen Jahre und wirkte sich massiv negativ auf das Vertrauen in die britische Investmentbranche aus.

So fordern Interessensgruppen mittlerweile sogar die Aberkennung von Woodfords nationalem Orden, der Auszeichnung "Commander of the Order of the British Empire", die er im Juni 2013 für seine Verdienste um die britische Volkswirtschaft erhalten hatte. Pikanterweise hatte Woodford trotz der Affäre im April 2025 versucht, mit einer neuen Investment-Plattform unter dem Namen W4.0 erneut Fuß zu fassen – inklusive zahlungspflichtiger Anlagestrategien für Abonnenten. Die aktuellen FCA-Maßnahmen und das drohende Berufsverbot dürften einen echten Neustart allerdings praktisch unmöglich machen. (hh)