FMA will KIM-V-Regeln weiter umsetzen
Die FMA-Vorstände zeigen sich mit dem Aus der Kreditvergabevorschriften der KIM-V unzufrieden. Man werde Maßnahmen über jene Banken verhängen, die die Regeln nach dem Verordnungsende ausreizen. Kapitalpuffer sind in Arbeit.
Mitte kommendes Jahr soll die in der (Finanz-)Wirtschaft ungeliebte Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V) auslaufen. Mit dem Ende der Vorschriften sind die Chefs der Finanzmarktaufsicht FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller, hörbar nicht zufrieden. Sie wollen die Standards auf Einzelbankebene weiter umsetzen. "Nachdem wir das nicht mehr unmittelbar kontrollieren können, werden wir alternative Maßnahmen setzen. Wir werden die Kriterien der KIM-V weiter klar monitoren. Wenn einzelne Banken massiv abweichen, werden wir Einzelbankmaßnahmen initiieren", sagte Ettl vor Journalisten in Wien. Darüber hinaus überlege man die Ausarbeitung von Kapitalpuffern für diesen Bereich.
Die seit Mitte 2022 gültige Verordnung habe die Kreditvergabequalität verbessert. Sie schreibt – ohne den Nebenkostenanteil – zehn Prozent Eigenmittel, eine Schuldendienstquote von maximal 40 Prozent und höchstens 35 Jahre Kreditlaufzeit vor. Dass diese Regelung laut Gesetz nur weiterlaufen kann, wenn unmittelbare Systemrisiken nachweisbar sind, bedauert Ettl. Die Vorschrift sei Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Für nötig hält Ettl sie weiterhin. Immobilienkredite hätten in den Bankbilanzen in den vergangenen Jahren einen immer größeren Anteil eingenommen – nach früheren FMA-Angaben liegt die Quote bei fast einem Drittel.
Kreditvolumen der Banken vervielfacht
Vor 25 Jahren waren es laut Ettl 21,4 Milliarden Euro, die Österreichs Banken an privaten Wohnkrediten vergeben hatten, nun liege das Volumen bei 130 Milliarden Euro und damit beim Sechsfachen. Bei den Immobilienkrediten an nichtfinanzielle Unternehmen hat sich das Volumen von 103 Milliarden Euro auf heute 208 Milliarden Euro verdoppelt. "Wir können es nicht dabei belassen, dass die KIM-V ausläuft", bekräftigte Ettl sein Festhalten an den Standards.
Er sieht nach wie vor eine "fundamentale Überbewertung im österreichischen Wohnimmobiliensektor". Zwar stagnierten in den vergangenen zwei Jahren die Immobilienpreise und die Lohnabschlüsse stiegen. Die Ausfallsquote bei den Wohnkrediten an Private ist deswegen bisher tief geblieben. Aus Sicht der Behörde ist die langfristige Leistbarkeit der Wohnkredite jedoch fragil. Schließlich steigt die Arbeitslosigkeit und die Konjunktur schwächelt. Die Banken müssten bei der Wohnfinanzierung ohnehin nur sehr wenig Kapital hinterlegen. Hinsichtlich der Kapitalunterlegung sei die Wohnkreditvergabe das am stärksten begünstigte Segment. Daher sei es angemessen, wenn die Vergabestandards weiter hoch bleiben.
Pufferhöhe unklar
Wie hoch ein von den Banken verlangter Puffer im Wohnimmobilienbereich sein könnte, wollten Ettl und Müller auf Nachfrage nicht sagen. Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG), in dem neben Finanzministerium und Nationalbank auch die FMA Mitglied ist, hat der FMA Anfang Dezember den Auftrag für Leitlinien und Kapitalmaßnahmen erteilt, die nach dem KIM-V-Ende greifen sollen.
Für gewerbliche Immobilienfinanzierungen kommt ab Mitte 2025 bereits ein Systemrisikopuffer in Höhe von einem Prozent der risikogewichteten Aktiva (RWA). In absoluten Zahlen gesprochen müssen die Banken 700 Millionen Euro dafür reservieren. Der Anteil der notleidenden Gewerbeimmobilienkredite hat sich von einem Tiefststand 2020 bis Mitte 2024 auf 5,5 Prozent mehr als verdoppelt, wie die Zahlen der FMA zeigen.
Politik sollte Maßnahmen für leistbares Wohnen ergreifen
Auch aus der Politik war in der Vergangenheit immer wieder Kritik an der KIM-V beziehungsweise den strengen Vorgaben der Aufsicht gekommen. Diesen Ball spielt Ettl zurück. Die Politik wäre gut beraten, Maßnahmen für leistbares Wohnen zu schaffen oder ihre Spielräume im Bereich der Widmungsfreigaben auszunutzen, so der Behörden-Chef.
Die Aufsicht ist angesichts eines Mixes aus schwieriger wirtschaftlicher Lage und erwarteter Sparprogramme im Staatshaushalt alarmiert. "Ein großer Schub Richtung Wirtschaftswachstum wird nicht herauskommen", sagte Co-Chef Müller. Die vorläufigen Passiva bei Osterreichs Pleiteunternehmen liegt 2024 bei 15,4 Milliarden Euro. 743 Millionen allein entfallen auf die Pleite des Motorradkonzerns KTM, von der 43 Banken betroffen sind.
Marktanteile schrumpfen zugunsten von Neo-Banken
Dazu müssten sich die Banken mit disruptiven Veränderungen durch die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) auseinandersetzen. So würden die Marktanteile traditioneller Banken rasant zugunsten der Neo-Banken schrumpfen. "Da sind momentan noch viele junge Kunden dabei. Die werden älter und verdiene besser, damit wird auch das Volumen bei den neuen Anbietern stark steigen", so Müller. Die Banken müssten ihre heuer noch guten Ergebnisse nutzen, um Wertberichtigungen zu tätigen und Risikorücklagen zu dotieren, bei den Ausschüttungen appelliert die Aufsicht einmal mehr an die Umsicht. (eml)