Seit Juli ist Mariana Kühnel Vorständin in der FMA. Es wehe ein neuer Wind in der Aufsicht, sagte Kühnels Vorstandskollege Helmut Ettl, der bereits seit 17 Jahren in dieser Position ist. Er verwies auf die Erfahrung seiner Kollegin am Bankensektor (Erste Group) und auf Europaebene, wo Kühnel im Büro des österreichischen EU-Parlamentariers Othmar Karas tätig war.  

Kühnel versprach, die FMA werde sich mit einer Vereinfachung der Aufsicht beschäftigen. "Nicht als Deregulierung, sondern als Entbürokratisierung. Da müssen wir als österreichische Aufsicht unsere Hausaufgaben machen", so Kühnel. Es gehe etwa um die Beseitigung von Doppelungen bei Meldepflichten.

Evaluierung von Datenerhebungen
Auch werde man evaluieren, welche Meldedaten wirklich genutzt werden und daher auch weiter erhoben werden müssen. "Wir müssen uns immer wieder neu überlegen, was wir brauchen", sagte Kühnel. Dies sei nötig, um eine Aufsicht am Puls der Zeit zu sein.

Zudem will sie gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen auf die Kapitalisierung der Wirtschaft achten. "Wir brauchen einen starken Kapitalmarkt", so Kühnel, die dabei auf die hohen Milliardenbeträge aufmerksam machte, die in Österreich unveranlagt auf den Konten liegen. "Junge gehen in ETFs. Es gilt, die Jungen in den Fokus zu nehmen", sagte sie. Das müsse man als Aufsicht so aufgreifen, "dass es für die Jungen auch eine positive Erfahrung ist".

Höllerer: Forderung nach weniger EU-Bürokratie
In puncto Regulierung muss sich die Branche auf die in Gründung befindliche EU-Anti-Geldwäschebehörde AMLA einstellen. Michael Höllerer, Chef der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, plädierte dafür, dass die Ausgestaltung der AMLA nicht zu neuen Aufwänden führt. "Die großen europäischen Behörden müssen synergetisch arbeiten", forderte er.

Dass eine Verschlankung hilfreich sei, verdeutlichte Sonja Brandtmayer, Vize-Vorstandsvorsitzende der Wiener Städtischen Versicherung. "Gerade im Versicherungswesen, wo wir oft kleine Beträge haben, sehen wir eine sehr geringe Geldwäschegefahr", sagte Brandtmayer. Dennoch müsse eine Versicherung bei einem Bürgermeister, der nach den gesetzlichen Regeln als politisch exponierte Person (PEP) eingestuft ist, die Mittelsicherheit für eine kreditabsichernde Polizze für 25 Euro überprüfen. Dazu komme die regelmäßige PEP-Abfrage. "Mir fehlt die Fantasie, wo da Geldwäsche stattfinden könnte", so Brandtmayer.

Ettl: Immobilienkredite noch immer ein Problem
Österreichs Finanzmarkt sei stark, gleichzeitig beschäftige der Immobilienmarkt nach wie vor die Aufsicht, sagte Ettl. Bei gewerblichen Immobilienkrediten würden die notleidenden Kredite (Non Performing Loans, NPLs) weiter ansteigen und momentan bei rund sechs Prozent liegen. Einige Banken kommen auf Quoten im zweistelligen Bereich. "Es ist zu früh, hier eine Entwarnung zu geben", so Ettl.

Österreich sei das einzige Land, in dem die NPLs so hoch gestiegen sind. Dies sei auch in den Gremien auf europäischer Ebene aufgefallen.

Geopolitik als Gefahr
Laut einer Umfrage unter den Konferenzteilnehmerinnern und -teilnehmern sehen momentan 57 Prozent die Geopolitik als größte Gefahr. Am anderen Ende der Skala stehen Nachhaltigkeitsrisiken, die in der Wahrnehmung der Finanzbranche mit einem Prozent der Nennungen kaum mehr eine Rolle spielen. Das Zinsumfeld ist als Risiko auf nur noch drei Prozent zusammengeschmolzen. Auf Platz zwei liegt die Staatsschuldenkrise, die 18 Prozent als großes Problem sehen. (eml)