Europol: Zahlreiche "Untergrundbanker" festgenommen
In einer europaweiten Aktion ließen Strafverfolgungsbehörden ein Untergrundbankennetzwerk hochgehen. Fast zwei Dutzend Personen wurden festgenommen und umfangreiche Vermögenswerte beschlagnahmt. Die kriminelle Organisation wurde von einem ukrainischen Brüder-Duo angeführt.
Nach europaweiten Razzien haben Strafverfolgungsbehörden 23 Tatverdächtige festgenommen, die in großem Stil Geld und Vermögenswerte aus kriminellen Quellen verschoben haben sollen. Gegen zahlreiche weitere Personen wird ermittelt. Allein zwischen März 2023 und Februar 2024 sollen 75 Millionen Euro bewegt worden sein. Die konzertierte Aktion in mehreren EU-Ländern fand bereits im November statt, wie Europol nun mitteilt.
Es wurden liquide Werte in Höhe von 35,7 Millionen Euro beschlagnahmt oder eingefroren, darunter Bargeld (8,2 Millionen Euro), Bankkonten (mit Vermögen in Höhe von zwei Millionen Euro) und allen voran Kryptowährungen (27 Millionen Euro). Dazu kamen 36 Luxusfahrzeuge und andere Kfz sowie Immobilien, Uhren, Schmuck und Elektronik. Durchsucht wurden 91 Immobilien (77 in Spanien, 13 in Zypern, eine in Frankreich).
"Crime-as-a-Service"
Laut den Angaben agierte der Ring als eine "Crime-as-a-Service-Plattform" – also ein regelrechtes Businessmodell, das anderen kriminellen Netzwerken Bargeldkurier- oder Untergrundbankdienstleistungen zur Verfügung stellte. Das Angebot wurde von verschiedenen russischsprachigen und asiatischen Kriminellen genutzt, die im Drogenhandel, in der Steuerhinterziehung oder im Schmuggel illegaler Waren tätig waren. Größtenteils wurden die Verbrechen in Spanien begangen. An den Ermittlungen waren auch Behörden anderer Länder, etwa aus Zypern und Deutschland beteiligt, wie es heißt.
In ihrem Vorgehen zeigte sich die kriminelle Vereinigung sehr flexibel und ließ sich durch Behörden-Interventionen wenig beirren. Nachdem mehrere Kuriere verhaftet worden waren, änderte das kriminelle Unternehmen den Modus operandi und sattelte "von signifikanten Bargeldbeträgen" auf den Transfer von Kryptowährungen um.
Ukrainer sollen Schutzstatus ausgenutzt haben
Das Netzwerk bestand laut Europol vorwiegend aus Ukrainern, angeführt von einem Brüder-Duo. Zum Verdächtigenkreis gehören außerdem armenische, aserbaidschanische sowie kasachische Staatsbürger. Dazu kommen chinesische Akteure, die sich laut den Angaben auf Geldwäschedienste spezialisierten.
Ukrainern steht genauso wie betroffenen Bürgern anderer Länder seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ein temporärer Schutzstatus zu. Dazu gehören Ausnahmen von gewissen Vorschriften, womit der Geldtransfer von Geflüchteten erleichtert werden soll, die ihr Vermögen in Sicherheit bringen müssen. "Das kriminelle Netzwerk nutzte die Ausnahmeregelungen und bewegte riesige Mengen Bargeld, ohne im Detail befragt oder bei Zollkontrollen überprüft zu werden", teilt Europol mit. Die Geldkuriere deklarierten die Bargeldbeträge als Teil ihres eigenen Vermögens und reisten regelmäßig zwischen Spanien, Zypern, Frankreich und anderen Ländern hin und her. (eml)