Euram-Aus könnte kurz bevorstehen
Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat bei der Euram Bank eine Hauptversammlung angeordnet. Bei dieser müssen sich die Aktionäre entscheiden: Entweder sie schießen Kapital zu – oder die Bank wird abgewickelt.
Seit Längerem interveniert die Finanzmarktaufsicht (FMA) bei der Wiener Euram Bank AG (European American Investment Bank Aktiengesellschaft). Nun folgt ein weiterer Schritt, der das Finale des Instituts einleiten könnte. Vergangenen Freitag (20.9.) hat die Behörde eine außerordentliche Hauptversammlung angeordnet. In dieser müssen den Aktionären zwei Optionen zur Abstimmung vorgelegt werden: Es wird entweder eine Kapitalerhöhung im Umfang von mindestens 25 Millionen Euro beschlossen, wobei das Geld innert zwei Wochen aufzubringen ist, oder es fällt die Entscheidung für eine Auflösung und nachfolgende freiwillige Selbstabwicklung der Bank.
Bank in Schwierigkeiten
In den vergangenen Monaten hat die FMA gegen die Euram Bank mehrere Bescheide verhängt, darunter die Vollstreckung von Zwangsstrafen. Zuletzt hatte sie dem Unternehmen Mitte August einen vorläufigen Verwalter zur Seite gestellt. Neugeschäft ist der Bank schon seit Mitte Jänner untersagt.
Bei dem Institut waren unter anderem mehrere Mängel bei den Geldwäschestandards festgestellt worden. Auch die Jahresabschlussunterlagen für 2023 konnte die Bank der Behörde nicht zeitgerecht liefern.
Eigentümerverhältnisse
Die Euram Bank AG gehört der Wiener Euram Holding, deren Eigentümerstruktur intransparent ist. Laut Geschäftsbericht werden die Anteile "von Finanzinvestoren und Führungskräften" gehalten. Ende 2022 beschäftigte sich das Nachrichtenmagazin "Profil" in einer Recherche mit den Besitzverhältnissen und fand die Aktionäre teils über Offshorefirmen von den Arabischen Emiraten bis Zypern verstreut.
Unter anderem blickten europäische Aufsichten bei Euram auch deshalb genauer hin, weil es Verbindungen zur Immobiliengruppe Adler gibt, bei der die deutsche Bafin zahlreiche Rechnungslegungsfehler feststellte. Handelnde Personen in beiden Unternehmen sind oder waren teils ident, wie auch eine "Bloomberg"-Recherche zeigte.
Schnittstelle Imfarr
Eine weitere Schnittstelle zwischen Adler und Euram ist der Wiener Immobilienentwickler Imfarr, der dieses Jahr in die Insolvenz schlitterte. Das Unternehmen rund um die Familie Farrokhnia hatte Projekte in vielen deutschen Städten laufen und auch Kredite an Adler vergeben. Nematollah Farrokhnia – einstiger Manager bei den Baukonzernen Strabag und Porr – gehört zu den Euram-Aktionären.
Euram entstand Ende der 1990er Jahre aus der Privat- und Investmentbank AG, einst eine Tochter der Wiener Privatbank Winter. (eml)