EU-Kommission will Investitionen von Kleinanlegern fördern
Die Europäische Kommission möchte dafür sorgen, dass die EU-Bürger sich stärker an die Kapitalmärkte trauen, statt ihr Geld auf Sparkonten zu parken. Dafür hat sie nun ein Maßnahmenpaket vorgestellt, das die Finanzbildung stärken soll und spezielle Spar- und Anlagekonten vorsieht.
Die Europäische Kommission hat am Dienstag (30.9.) zwei Initiativen angekündigt, mit denen sie die geplante "Spar- und Investitionsunion" weiter vorantreiben will. Die "Savings and Investments Union" (SIU) ist das Nachfolgekonzept der seit 2014 geplanten Kapitalmarktunion. Ihre Strategie für die SIU hatte die Kommission im März dieses Jahres vorgestellt, nun wird sie konkreter.
Das präsentierte Maßnahmenpaket sieht zum einen vor, den Bürgern der Europäischen Union (EU) zu besseren Finanzkenntnissen zu verhelfen. Zum anderen sollen neue Spar- und Anlagekonten Investitionen am Kapitalmarkt erleichtern. Die Finanzkompetenz in der EU ist der Kommission zufolge nach wie vor niedrig. Weniger als ein Fünftel der Bürger verfüge über eine gute finanzielle Bildung, mit erheblichen Unterschieden zwischen den Mitgliedstaaten. Dies soll die neue Strategie ändern, die lediglich eine Empfehlung an die Mitgliedstaaten ist und nicht etwa eine verpflichtend umzusetzende Richtlinie oder Verordnung.
EU-weite Kampagne
Dafür will die Kommission eine EU-weite Kampagne zur Vermittlung von Finanzwissen ins Leben rufen. Diese soll die nationalen Bemühungen zur Sensibilisierung der Bürger in finanziellen Fragen ergänzen und verstärken. Zudem hält die Kommission die Mitgliedstaaten der Europäischen Union dazu an, bestehende EU-Finanzierungsinstrumente zur Unterstützung von Initiativen und Forschungsarbeiten im Bereich der Finanzkompetenz zu nutzen. Regelmäßige Eurobarometer-Umfragen sollen die Fortschritte in den EU-Staaten ermitteln.
"Die EU-Bürger haben eine der höchsten Sparquoten der Welt, holen aber oft nicht das Beste aus ihren Ersparnissen heraus", erklärt die Kommission auf ihrer Website. Die Strategie für Finanzkompetenz werde die Bürger dafür sensibilisieren, wie sie ihre Ersparnisse besser planen, nutzen und wie sie Investitionsrisiken und -chancen verstehen können.
Die SIAs
Über reines Finanzwissen hinaus benötigten Verbraucher einfache und leicht zugängliche Investitionsmöglichkeiten. Daher umfasst das Maßnahmenpaket eine Empfehlung für Spar- und Investitionskonten (SIAs) an die Mitgliedstaaten. SIAs sollen von Finanzdienstleistern wie Banken, Wertpapierfirmen und Neobrokern angeboten werden dürfen – auch grenzüberschreitend.
Die Konten sollen Kleinanlegern sowohl online als auch offline einen einfachen Zugang zu Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen und Investmentfonds bieten. Komplexe Finanzprodukte sollen ausgeschlossen sein. Anleger sollen aber die Möglichkeit haben, mehrere Konten, auch bei verschiedenen Anbietern, zu eröffnen. Mit steuerlichen Anreizen und vereinfachten Besteuerungsverfahren sollen die EU-Mitgliedsländer Investitionen von Privatanlegern am Kapitalmarkt fördern.
Finanzierung von Unternehmen
"Indem sie einen Teil ihrer Ersparnisse in produktivere Investitionen umwandeln, können die Bürgerinnen und Bürger im Einklang mit den Zielen der Spar- und Investitionsunion auch die Finanzierung von Unternehmen erleichtern und so das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen in ganz Europa fördern", erklärt die Kommission. Damit stärkten sie zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der EU.
In einigen europäischen Ländern gibt es bereits Spar- und Anlagekonten, die ähnlich funktionieren, wie die Kommission es sich vorstellt. In Deutschland hatte in der vergangenen Legislaturperiode das FDP-geführte Bundesfinanzministerium unter Christian Lindner an einem Altersvorsorgedepot gearbeitet, das schließlich dem Ampel-Aus zum Opfer fiel. Ob dieses Vorhaben wieder aufgenommen wird, ist noch nicht klar.
In Deutschland schon fertig in der Schublade
"Das Spar- und Investitionskonto der EU ist eine nette Idee, die ohne steuerliche Anreize durch die Mitgliedstaaten schnell in Vergessenheit geraten wird. Und wenn wir über steuerliche Anreize reden, dann sind sie am wirksamsten für die Kapitalmärkte in der privaten Altersvorsorge", sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI. In Deutschland liege das Altersvorsorgedepot fertig in der Schublade. "Wenn die Regierung es mit der Reform ernst meint, könnte sie es noch in diesem Herbst umsetzen", so Richter.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) begrüßt die vorgeschlagene Strategie zur Förderung finanzieller Bildung. "Die EU-Strategie ist ein starkes Signal", sagt Karolin Schriever, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV. Eine gute Finanzbildung sei entscheidend, damit Menschen ihre Finanzen eigenständig und verantwortungsvoll managen können. "In einer zunehmend komplexen Finanzwelt ist es wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu den nötigen Informationen und Werkzeugen haben“, so Schriever. (am)















