Die Europäische Union (EU) hat weitere Schritte zur Umsetzung ihrer Strategie zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und des Übergangs zu einer klimaneutralen Wirtschaft gemacht. Künftig soll ein EU-Standard für grüne Anleihen (European Green Bonds Standard, kurz: EUGBS) Anlegern helfen, Investments zu finden, die mit ihren Nachhaltigkeitszielen in Einklang stehen. Ferner soll der neue Standard verhindern, dass Emittenten Greenwashing betreiben. 

Darauf haben sich Unterhändler von EU-Parlament und Mitgliedstaaten in der Nacht auf Mittwoch verständigt, wie der EU-Rat mitteilt. Der Kompromiss für die Verordnung, die dem Standard zugrunde liegt, muss noch vom Parlament und den Mitgliedstaaten formell gebilligt werden. Wirksam werden soll sie ein Jahr nach Inkrafttreten. 

Standard für Staats- und Unternehmensanleihen
Das geplante Label, das sich auf Unternehmens- und Staatsanleihen bezieht, lehnt sich laut EU an die Taxonomie für nachhaltige Investments an. Emittenten, die ihre Anleihen als grün vermarkten, müssen die Erlöse in Maßnahmen und Geschäftsbereiche stecken, die mit der Taxonomie übereinstimmen. Wer das Label in Anspruch nehmen will, muss demnach generell in die "grüne Transformation" investieren und so den Klimawandel bekämpfen. Für die Sektoren, die noch nicht unter die EU-Taxonomie fallen, und für bestimmte sehr spezifische Tätigkeiten wird es einen Flexibilitätsrahmen geben. 

Die neue Verordnung schreibt ferner detaillierte Nachweispflichten für Emittenten vor. Diese müssen darlegen, inwieweit die Anleihen den "Umbau" in Richtung Nachhaltigkeit finanzieren. "Anleger, die diese Anleihen kaufen, können besser beurteilen, vergleichen und darauf vertrauen, dass ihre Investitionen nachhaltig sind. Dadurch verringern sich die Risiken des Greenwashing", erklärt die amtierende EU-Ratsvorsitzende, Schwedens Finanzministerin Elisabeth Svantesson.

500-Milliarden-Euro-Markt
Damit soll das Regelwerk aus Brüssel Anlegern helfen, sich in dem Marktsegment mit einem jährlichen Emissionsvolumen von fast 500 Milliarden Euro zurechtzufinden. Dieses ist nach Angaben der Nachrichtenagentur "Bloomberg" derzeit von einem Mischmasch aus Branchenrichtlinien und freiwilligen Standards geprägt. 

Der Standard ist aber ebenfalls freiwillig. Er ist als eine Art EU-Gütesiegel gedacht, den die Emittenten wählen können, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Emittenten können ihre Anleihen weiterhin mit eigenen Nachhaltigkeitsstandards bewerben. Damit solle eine notwendige Flexibilität für Emittenten grüner Bonds gewährleistet werden. Nach Ansicht des CSU-EU-Abgeordneten Markus Ferber hätte ein verpflichtendes Siegel "den jungen Markt für nachhaltige Anleihen im Keim erstickt", wie er sich in der Zeitung zitieren lässt. Die EU hofft aber, dass sich der EUGBS als "Goldstandard" für grüne Anleihen durchsetzt. (jb)