Ende August zeigt sich der Sommer noch einmal von seiner besten Seite. Um kurz nach zwölf Uhr steht die Sonne hoch am blauen Himmel über der Louisenstraße 21 in der beschaulichen Bad Homburger Innenstadt. Hier ist sie beheimatet, die Fondsboutique Antecedo Asset Management. Und hier soll der Spaziergang mit dem Firmengründer und Fondsmanager Kay-Peter Tönnes heute starten.

Es geht hoch in die dritte Etage. "Guten Tag, herzlich willkommen", sagt Tönnes. Und schon bei den ersten Worten wird klar: Kay-Peter Tönnes ist ein "echter Kölscher Jung". Sollen wir losgehen? "Später, ich will Ihnen jetzt erst mal zeigen, was ich so mache", erklärt er. Kay-Peter Tönnes hat sich beruflich Optionsstrategien verschrieben. Schon während seiner ersten Tätigkeit bei den Basler Versicherungen in Bad Homburg beginnt er, für seine Aktieninvestments Absicherungsstrategien mit Derivaten zu entwickeln. Nach Stationen in Frankfurt beim Bankhaus Metzler und bei Lupus Alpha entscheidet er 2006, sich gemeinsam mit seiner Frau und seinem alten Schulfreund Dirk Bongers selbstständig zu machen und eigene Fonds aufzulegen. 

Rund 16 Prozent Rendite pro Jahr
Der erste, der Absolute-Return-Fonds Antecedo Independent Invest, geht 2009 an den Start. Acht Jahre später hat Tönnes mit diesem Sondervermögen richtig Pech. Seine anderen vier Fonds bringen ihren Anlegern hingegen Glück. Der größte von ihnen, der gut 600 Millionen Euro schwere Aktienfonds Antecedo Defensive Growth, feiert 2024 sein fünfjähriges Jubiläum. Eine Rendite von rund 16 Prozent pro Jahr hat er seinen Investoren seit der Auflage beschert.

"Ursprünglich war der Independent Invest wie ein Short-Vola-Fonds konzipiert", sagt Tönnes auf dem Weg ins Restaurant im schönen Bad Homburger Kurpark. Als ab 2013 die Optionsvolatilitäten immer weiter sanken, verlor der Fonds zunehmend an Ertragskraft. Um die Verluste auszugleichen, setzte der Portfoliomanager auf Optionen auf US-Volatilitätsindizes. "Das hat die Performance vollständig vernichtet", sagt er. Jeder andere, davon ist er überzeugt, hätte den Fonds geschlossen. Doch das ist Tönnes zu billig. Wochenlang zieht er sich zurück, denkt nach, stellt die Strategie im April 2018 schließlich erfolgreich um.

Faible für Wein und Literatur
Am Tisch im vornehmen Restaurant im Kurpark bestellt Kay-Peter Tönnes Steak und einen guten Luganer Weißwein. "Ich bin Weinsammler, so 200 bis 300 Flaschen habe ich immer zu Hause", erzählt er. Außerdem liest er leidenschaftlich gern, mag ganz besonders Werke über Geschichte und über Politik. 

Als das Essen serviert ist, müssen auch die Optionen noch einmal auf den Tisch. Wie funktioniert der größte Fonds, der Antecedo Defensive Growth? "Das ist ein Aktienfonds, der darauf abzielt, an den Wertsteigerungen des Nasdaq 100 zu partizipieren", erklärt Tönnes. Das Risiko von Kursverlusten soll auf zehn Prozent begrenzt werden. "Der Fonds investiert mindestens 51 Prozent seines Volumens in die Aktien des Index", sagt der Erfinder der Strategie. Durch den Verkauf von Call-Optionen auf einen Teil der Papiere werden Prämieneinnahmen erzielt. "Damit kaufen wir Put-Optionen, mit denen wir den Fonds absichern", erläutert Tönnes.

Charts mit Messer und Gabel
Hat der Optionskünstler, der in der Lage ist, auf dem Tisch mit Messer und Gabel Charts zu bauen, um seine Strategien zu veranschaulichen, eigentlich ein Lieblingsinvestment? Schließlich investiert er nie in Einzelaktien, sondern denkt immer in Märkten? "Ja, tatsächlich den Nasdaq 100", erklärt er. "Ich bin überzeugt davon, dass wir uns in einem epochalen technologischen Umbruch befinden, der die Welt und die Menschen komplett verändern wird", sagt Tönnes. Daher hält er Technologieunternehmen für sehr vielversprechend. 

Vom Restaurant aus geht es zu Tönnes nach Hause. Im Garten des stattlichen Anwesens stehen fünf Bienenstöcke. "Unser Sohn Alexander forscht daran, wie man Bienen vor Parasiten schützen kann, ohne dabei Chemie einzusetzen", erzählt der Vater. Alexander ist 18, hat gerade Abitur gemacht und will BWL studieren. Er arbeitet bereits in der Fondsboutique mit und möchte auch Portfoliomanager werden. Der zwölfjährige Konstantin hat dieses Ziel ebenfalls schon im Auge. "Wir reden einfach alle ständig über die Märkte und unsere Fonds, sogar am Küchentisch. Da ergibt sich der Berufswunsch ganz von selbst", schmunzelt Tönnes.

Zu Karneval immer in Köln
Auf dem Weg durch den Kurpark zurück ins Büro stellt sich noch eine Frage: Zieht es den echten "Kölschen Jung" nicht zurück in die Heimat? Er hätte ja auch die Domstadt als Sitz von Antecedo wählen können. "Meine Frau wollte nicht so gern nach Köln, aber ich bin immer noch oft da", berichtet er. Den Karneval zu verpassen ist für ihn keine Option. "Weiberfastnacht feiere ich immer mit Freunden, Rosenmontag und Karnevalsdienstag mit der ­Familie", schmunzelt Tönnes. Dann sagt er "Tschö, machen Sie’s gut!" – und verschwindet hinter der Eingangstür des Hauses mit der Nummer 21 in der Louisenstraße. (am)


Das vollständige Porträt von Kay-Peter Tönnes finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 3/2024 von FONDS professionell ab Seite 78. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.