Vermögensprofi: Offene Immobilienfonds stehen vor Zäsur
Das Investitionsumfeld für Manager offener Immobilienportfolios hat sich durch die Pandemie nicht gerade zum Besseren gewandelt, sagt Stephan Witt von Finum Private Finance. Er rechnet damit, dass einzelne Fonds nachgelagert noch arge Probleme bekommen könnten.
Die Coronakrise hat den Immobiliensektor durcheinandergewirbelt. Das bleibt nicht ohne Folgen für offene Immobilienfonds, warnt Stephan Witt vom Finanzdienstleister Finum Privat Finance. Durch die Pandemie verändert sich das Chance-Risiko-Profil mancher Produkte. Auf dem Markt findet seiner Wahrnehmung zufolge eine geradezu "tektonische Verschiebung" statt: Während Hotels fast komplett geschlossen haben und auch der Einzelhandel leidet, boomen Logistik- und Wohnimmobilien. "Die aktuelle Verlagerung vom Einzel- in den Onlinehandel kann nachhaltige Folgen haben", sagt Witt. Insolvenzen und Mietausfälle in einzelnen Marktsegmenten könnten Einnahmeströme und Renditen diverser Portfolios deutlich beeinträchtigen.
Besonders problematisch: Viele Effekte der Krise lassen sich noch nicht in Gänze absehen. So sind etwa im Handel die Mieten teils an die Einnahmen gebunden. "Hier besteht ein Risiko, das sich auf dem Immobilienmarkt erst nachgelagert zeigt", sagt der Vermögensexperte. "Eine weitere Frage, die sich noch nicht final beantworten lässt, sind die Auswirkungen auf den Büroimmobilienmarkt." Bleiben Arbeitnehmer dauerhaft im Homeoffice, bleiben nach Corona also massenhaft stationäre Arbeitsplätze verwaist? Das kann bislang niemand sagen. Einige offene Immobilienfonds müssen Witts Beobachtung nach aber bereits jetzt vermehrt Anpassungen bei den Bewertungen hinnehmen.
Zu viel Cash, zu wenige Anlageobjekte
Auch die steigende Liquidität wird für die bei Anlegern unverändert angesagten Sammeltöpfe zunehmend zum Problem. Denn flüssige Mittel sind nur dann gut, wenn sie zinsbringend geparkt oder renditestark investiert werden können. Das ist aber momentan nicht so einfach. Anleger sollten Investitionen in offene Immobilienfonds deshalb auf den Prüfstand stellen, empfiehlt Witt. Sie sollten sich anschauen, ob es relevante Mietausfälle gibt und wie sich das Portfolio zusammensetzt. "Letztlich sollte immer das Chance-Risiko-Profil überprüft werden", so der Anlageprofi – auch wenn das zumal in unruhigen Zeiten wie der jetzigen nicht so leicht ist. (fp)