Auf der großzügigen dritten Etage der gediegenen Jugendstilvilla an der Freiherr-vom-Stein-Straße 11 lässt es sich sicher gut arbeiten. Im Meetingraum strahlt Firmengründer Martin Wirth auf gerahmten Bildern mit Warren Buffett oder Charlie Munger um die Wette. Sofort wird klar: Der Vermögensverwalter FPM Frankfurt Performance Management, der hier im vornehmen Stadtteil Westend beheimatet ist, investiert nach dem Value-Prinzip. Die Flügeltür fliegt auf – da steht er. "Hallo, mein Name ist Raik Hoffmann, herzlich willkommen", sagt er. Und schon geht es nach unten und in Richtung Grüneburgpark zum Spaziergang. 

Raik Hoffmann war es nicht gerade an der Wiege gesungen, dass er eines Tages Aktienfonds managen würde. Er wächst in der DDR auf, in einem Staat ohne Kapitalmarkt. In der Wendezeit nach dem Zusammenbruch der DDR entdeckt er seine Leidenschaft fürs Investieren. Schon während des BWL-Studiums steht für Hoffmann fest, dass er Portfoliomanager werden will. 

Mit dem DEUTSCHEN FONDSPREIS ausgezeichnet
Seine erste berufliche Station ist 1998 die Investmenttochter der Deutschen Bank, die DWS in Frankfurt. Mehr als 15 Jahre bleibt er dem Haus treu, bis er 2013 zur Fondsboutique FPM Frankfurt Performance Management wechselt. Seitdem ist er dort für den 2004 aufgelegten Fonds FPM Funds Stockpicker Germany Small/Mid Cap verantwortlich. Im Januar 2025 erhielt Hoffmann auf dem FONDS professionell KONGRESS den DEUTSCHEN FONDSPREIS in der Kategorie "Aktienfonds Deutschland".

"Die Auszeichnung war wirklich eine Ehre", sagt Raik Hoffmann auf dem Weg zum Grüneburgpark. "Schließlich wird der Preis nicht nur für eine kurzfristig gute Performance verliehen, sondern für die Leistung der vergangenen fünf Jahre", erinnert er. "Aber wie heißt es immer so schön in den Fondsprospekten? 'Die in der Vergangenheit erzielten Renditen sagen nichts über die Entwicklung in der Zukunft aus' – oder so ähnlich", schmunzelt Hoffmann. Für ihn heißt das: weiter Vollgas geben. 

Immer auf dem Gas
Gas gegeben hat der heutige Fondsmanager immer schon. In seiner Heimatstadt Leipzig, wo er im März 1973 zur Welt kommt, widmet er sich schon als Zehnjähriger intensiv der Leichtathletik. Gern hätte er eine der renommierten Jugend-Sportschulen besucht, doch er wird abgelehnt. Als er 1991 das Abitur in der Tasche hat, gibt es die DDR nicht mehr. So kann er sein Studienfach frei wählen. Doch zunächst verpflichtet er sich für ein Jahr zum Militärdienst. 

"Vorher habe ich mir aber meinen größten Wunsch erfüllt, alle meine Ersparnisse genommen und mir einen PC gekauft", berichtet Raik Hoffmann. Das Problem ist nur: Für seinen Computer gibt es keine passende Software für sein Hobby. "Ich habe daher selbst ein Programm entwickelt, mit dem ich Aktienkurse vergleichen und Charts erstellen konnte, später habe ich mir damit auch ein virtuelles Depot angelegt", erzählt er.

Viel Zeit zum Zeitunglesen
Woher sein plötzliches Interesse an der Börse kam, kann er nicht so ganz genau sagen. Während des Militärdienstes hat Hoffmann viel Freizeit, die er zu großen Teilen mit Zeitunglesen verbringt. So arbeitet er sich in das Thema Wirtschaft und Kapitalmärkte immer mehr ein, studiert BWL an der Universität Leipzig und beginnt danach bei der DWS.

Nach 15 Jahren wagt er einen Neustart. "Zu dieser Zeit kam Martin Wirth, einer der FPM-Gründer, auf mich zu", erzählt Hoffmann. Wirth suchte nach einem Nachfolger für den Manager des FPM Funds Stockpicker Germany Small/Mid Cap. Schnell werden sich die beiden einig, 2013 übernimmt Raik Hoffmann den Fonds.

Zwischen Value und Momentum differenzieren
"Wie man an den Fotos im Meetingraum unschwer erkennen kann, sind wir Value-Investoren", betont Hoffmann. Die Unterscheidung zwischen den Anlagestilen Value und Growth findet er allerdings unpassend. "Als Value-Investor habe ich ja überhaupt nichts gegen Wachstum", sagt der Stockpicker. "Eigentlich muss man zwischen Value und Momentum differenzieren", erklärt er. "Ein Momentum-Player kauft eine Aktie dann, wenn der Kurs stetig steigt, für mich hingegen spielt eine günstige Bewertung die wichtigste Rolle."

Und günstig bewertete Aktien von Unternehmen mit stabilen, zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen ließen sich in Deutschland derzeit massenhaft entdecken. 40 bis 45 Aktien hält Hoffmann im Schnitt in seinem Fonds. "Dabei konzentriere ich mich nicht auf bestimmte Branchen, sondern investiere querbeet", erklärt er. Als echter Stockpicker findet er in nahezu allen Sektoren aussichtsreiche Geschäftsmodelle.

Mit Fleiß und Leidenschaft
Harte Fleißarbeit sei für einen guten Stockpicker unabdingbar, so Hofmann. "Natürlich braucht man auch ein analytisches Denken, damit man ein Geschäftsmodell oder eine Bilanz richtig auseinandernehmen kann", meint er. Eine gute Portion Neugier sei ebenfalls wichtig. "Aber vor allem braucht man Herzblut, Leidenschaft für den Job", sagt Raik Hoffmann – und dann verschwindet er hinter der Tür in der Jugendstilvilla im vornehmen Frankfurter Westend. (am)


Das vollständige Porträt von Raik Hoffmann finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 1/2025 von FONDS professionell ab Seite 82. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.