Trotz Zinsanstiegs: Keine Bundesschätze mehr für Österreichs Anleger
Die kostengünstigste unter den sicheren festverzinslichen Veranlagungsmöglichkeiten Österreichs bleibt begraben. Trotz deutlich gestiegener Zinsen wollen Bundesfinanzierungsagentur und Finanzminister den 2020 eingestellten Vertrieb von Bundesschatzscheinen nicht wieder einführen.
Österreichs Privatanleger können seit rund drei Jahren keine festverzinslichen Wertpapiere mehr direkt ohne Intermediär vom Staat erwerben. Das wird weiter so bleiben. Denn es gibt keine Bemühungen, den Mitte 2020 eingestellten Betrieb von bundesschatz.at wiederaufzunehmen, wo Bürger völlig spesenfrei dem Staat Geld leihen konnten. "Es gibt seitens der OeBFA keine Pläne bundesschatz.at wieder zu aktivieren", heißt es aus der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) gegenüber der Redaktion.
Über bundesschatz.at konnten Privatpersonen (die sonst nicht ohne Depot direkt in Bundesanleihen investieren können) Wertpapiere der Republik Österreich mit Laufzeiten zwischen einem Monat und zehn Jahren kaufen und zwar komplett ohne Kosten für Kontoführung, Transaktionen oder Vermittlung. Auch Behörden oder andere Organisationen veranlagten häufig ihre nicht benötigte Liquidität bei bundesschatz.at.
Eingestellt wegen Negativzinsen
Die OeBFA strich das Produkt, nachdem im Null- und Negativzinsumfeld bei allen Laufzeiten von bundesschatz.at die Zinsen im Juli 2019 auf null Prozent gefallen waren. Eine weitere Absenkung war rechtlich wegen der Ausgestaltung als Wertpapier nicht möglich. Der Staat, der sich zu dieser Zeit viel kostengünstiger verschulden konnte (nämlich mit "Negativzinsen") nahm daher gegen Ende 2019 keine neuen Kontoanträge mehr an und stellte den Betrieb Mitte 2020 komplett ein.
Nun wären jedoch die Spielräume gänzlich andere: Die Anleihenzinsen für sämtliche Laufzeiten sind deutlich gestiegen. Nach Zahlen der Österreichischen Nationalbank (OeNB) liegt die durchschnittliche Emissionsrendite aller österreichischer Anleihen, die bis Ende 2021 deutlich negativ war, mittlerweile wieder auf drei Prozent (März 2023). So hohe Werte in einem Monat sah man zuletzt im Jahr 2012.
Begründung: Lange Vorlaufzeiten, ungewisse Zinsprognose
OeBFA-Geschäftsführer Markus Stix begründet die Absage an eine Reaktivierung von bundesschatz.at mit "langen Vorlaufzeiten". Er verweist auf die Möglichkeit, dass die Zinslandschaft nur vorübergehend erhöht sein könnte. Keine Antwort gab es jedoch auf die Frage, in welchem Zinsumfeld dann ein Neustart denkbar sei. Auch die Frage, ob die OeBFA eine Wiedereinführung kategorisch ausschließt, blieb unbeantwortet.
Eigentümer der OeBFA ist das Finanzministerium (BMF). Dieses schließt eine Wiedereinführung von bundesschatz.at ebenso aus, mit der Argumentation, dass in den vergangenen Jahren und Monaten aufgrund volatiler Märkte "die Zinssätze sehr rasch an die jeweiligen Marktgegebenheiten anzupassen waren". "Dies ist Retail-Kunden als die ursprüngliche Zielgruppe von bundesschatz.at schwer darzulegen", teilt ein Sprecher mit. Auch bei einem nunmehr deutlich höheren Zinsniveau sehe das BMF keinen Kostenvorteil in der Wiederbelebung des Tools.
Zudem seien die Anforderungen im Geschäftsverkehr mit Retail-Kunden "deutlich gestiegen", betonte der Sprecher. Er verwies auf einen technischen Mehraufwand für den Betrieb des Instruments sowie auf die Kosten für Information und Betreuung dieser Zielgruppe. Auch müssten hohe Marketinganstrengungen unternommen werden, um einen entsprechenden Kundenstock zu gewinnen. "Gleichzeitig können den Kunden keine schlechteren Konditionen angeboten werden als dem bestehenden Investorenkreis", so der Sprecher. Bundesanleihen könnten ohnedies auch über das reguläre Bankdepot erworben werden. Allerdings – wie erwähnt – nur inklusive der entsprechenden Spesen. (eml)