Dass Umweltrisiken sich in jedem individuellen Anlegerdepot negativ bemerkbar machen können, wurde bis jetzt noch kaum berücksichtigt. Dank der Bemühungen der EU-Kommission hin zu einer nachhaltigeren Zukunft, werden solche Einflüsse nun berechnet. Und es zeigt sich: Der Schaden für Investoren und Anleger kann enorm sein.

Ein Klima-Stresstest hat gezeigt, dass für den österreichischen Fondsmarkt je nach Annahme in den kommenden fünf Jahren aus Nachhaltigkeitsrisiken Wertverluste im Ausmaß von etwa drei bis neun Prozent drohen können.

Transitionsrisiken
Basis dieser Berechnung ist ein Klimastresstest, der nach den Vorgaben der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA verschiedene Szenarien auswertet. Es wird untersucht, in welchem Ausmaß die österreichischen Fonds gegenüber Nachhaltigkeitsrisiken exponiert sind. Sehr stark achtet die ESMA dabei auf Transitionsrisiken, also Vermögensverluste, die durch den Übergang zu einer klimaneutralen Gesellschaft entstehen. Drei Bereiche sind besonders relevant: Die Politik, wo etwa die Einführung einer CO2-Steuer oder Änderungen der Bauordnungen und Flächenwidmungen für Wertverluste sorgen können. Die Technologie: bestehende Anwendungen könnten durch Innovationen zur CO2-Reduktion oder durch Verbesserungen bei erneuerbaren Energiequellen abgewertet werden ("stranded assets"). Und Verbraucherpräferenzen und -vertrauen: Sowohl Konsumenten als auch Investoren können CO2-intensiven Produkten und Dienstleistungen die kalte Schulter zeigen.

In den verschiedenen Stressszenarien zeigt sich, dass allein Transitionsrisiken bei österreichischen Fonds bereits innerhalb von fünf Jahren zu substanziellen Wertverlusten führen können: Bei einem Politik-Schock um 4,9 Prozent, bei einem Technologie-Schock um 3,1 Prozent und bei einem Schock der Verbraucher- oder Investoren-Präferenzen könnte ein Minus von 7,2 Prozent drohen. Bei einem gleichzeitigen Politik- und Technikschock könnten sich die Wertverluste sogar auf neun Prozent aufsummieren.

Werte von bis zu 19,7 Milliarden Euro in Gefahr
Umgelegt auf das aktuelle Fondsvolumen ergäbe das einen realen Verlust von 6,6 bis 19,7 Milliarden Euro, schreibt die FMA in einer Mitteilung. "Grüne Fonds", die ein geringeres Exposure zu CO2-intensiven Investitionen haben, seien besser geschützt als herkömmliche Produkte, die darauf nicht Rücksicht nehmen.

Auch EU-weit hat die ESMA errechnet, dass konventionelle Fonds ein überproportionales Risiko für klimabezogene Finanzschocks haben. Während Investmentfonds ohne Nachhaltigkeitsaspekt zwischen neun und 18 Prozent der Vermögenswerte verlieren könnten, beträgt das Ausmaß der Bedrohung bei ausdrücklich grünen Fonds bei drei bis acht Prozent.

Wachstum
Immerhin ist der Anteil österreichischer Fonds, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Mittlerweile ist fast ein Viertel des Vermögens auf diese Weise veranlagt; in realen Zahlen sind es 53 Milliarden der insgesamt rund 218 Milliarden Euro, die österreichische Kapitalanlagegesellschaften (KAG) verwalten. 347 der insgesamt 1.974 Fonds sind so einzustufen. Erhoben wurden sämtliche Zahlen im Rahmen einer FMA-Analyse, die die Nachhaltigkeit der KAGen sowie von konzessionierten Managern Alternativer Investmentfonds (AIFM) untersuchte. (Stichtag 30.6.2021). (eml)


Service: ESMA-Studie (Link zur ESMA)