Top oder Flop? Bitcoin & Co. spalten die DWS
Seit der Schaffung von Bitcoin vor rund 15 Jahren hat vielleicht keine andere Anlageklasse so viele Diskussionen über ihren inhärenten Wert ausgelöst. Da große Finanzunternehmen damit beginnen, Kryptoprodukte für die breite Masse zu entwickeln, gewinnt diese Debatte an Bedeutung.
Die 860 Milliarden Euro schwere Deutsche-Bank-Fondssparte DWS, die sich auf die Einführung von börsengehandelten Kryptofonds vorbereitet, ist ein typisches Beispiel dafür, wie in den führenden Finanzhäusern über digitale Vermögenswerte diskutiert wird. "Einige Leute in meiner Gruppe sagen, vergesst es, der Wert von Kryptowährungen ist gleich Null, es steckt nichts dahinter", sagte Björn Jesch, Global Chief Investment Officer der DWS, in einem Interview. "Und es gibt diese andere Gruppe von Leuten, die sagen, hmm, ich meine, wenigstens gibt es einen Preis von 35.000 Dollar für Bitcoin. Jemand zahlt 35.000 Dollar."
Balanceakt
Die unterschiedlichen Ansichten der DWS-Fondsmanager verdeutlichen den heiklen Balanceakt, vor dem die Giganten der globalen Finanzwelt stehen, während Bitcoin einen rasanten Aufschwung erlebt. Dieser wird vom Optimismus getrieben, dass die US-Regulierungsbehörden bald Krypto-ETFs zulassen werden. Blackrock und Fidelity gehören zu den Unternehmen, die die Auflegung solcher Produkte beantragt haben.
Auf der einen Seite stehen diejenigen, die sich in das Lager von Personen wie Charlie Munger von Berkshire Hathaway schlagen, der Kryptowährungen im November letzten Jahres als "teils Betrug, teils Wahnvorstellung" bezeichnete. Sie verweisen auf die Tendenz von Kryptowährungen, Spekulanten durch wiederholte Ausbrüche extremer Volatilität zu frustrieren, und auf ihre häufige Verwendung für Geldwäsche und andere Verbrechen.
Hinzu kommt die Neigung der Branche, sich selbst zu schaden. Sam Bankman-Fried, der bis vor einem Jahr von vielen als der John Pierpont Morgan der Kryptowirtschaft angesehen wurde, ist am Donnerstag (2.11.) in einem Betrugsprozess schuldig gesprochen worden. Ihm drohen Jahrzehnte im Gefängnis, das Strafmaß soll im März 2024 verkündet werden. Bankman-Fried hatte auf nicht schuldig plädiert.
Entfesselte ETF-Manie
Dagegen steht zum Teil das, was Krypto-Enthusiasten selbst FOMO nennen würden, die Angst, etwas zu verpassen. Selbst nach dem verheerenden "Kryptowinter", der Ende 2021 begann, haben digitale Token eine Marktkapitalisierung von insgesamt etwa 1,3 Billionen US-Dollar. Der Wert von Bitcoin hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt und übertrifft damit deutlich die Entwicklung von Aktien.
Die DWS unterzeichnete im April eine Vereinbarung mit dem Krypto-Fondsmanager Galaxy Digital Holdings zur Entwicklung einer Reihe von ETFs für den europäischen Markt. Die Auflegung in den kommenden Monaten wird auf der Dynamik aufbauen, die von der allgemeinen Krypto-ETF-Manie ausgeht, die den Bitcoin auf den höchsten Stand seit Mai 2022 getragen hat.
Neben der Entwicklung von Krypto-ETFs für Privatanleger hat der DWS Fintech Fund ein erweitertes Mandat zum Kauf von Kryptowährungen.
Der Vorstoß von Grayscale Investments, seinen Bitcoin-Trust in einen ETF umzuwandeln, hat im August einen wichtigen Sieg gebracht, als ein Gericht die anfänglichen Einwände der US-Börsenaufsicht SEC überstimmte. Laut dem Vermögensverwalter Coinshares verzeichneten Krypto-Investmentprodukte wie Bitcoin-Futures-ETFs in der vergangenen Woche die größten wöchentlichen Zuflüsse seit Juli 2022.
Für viele Skeptiker werden Kryptowährungen jedoch ein spekulatives Randphänomen bleiben, obgleich ETFs den Zugang zu ihnen erleichtern. "Das Schwierigste ist, eine Prognose für digitale Währungen zu erstellen", sagte Jesch. "Man hat nicht so viel Historie. Sie haben keine Sicherheiten, keine Wirtschaft, keine Zentralbank. Man könnte natürlich argumentieren, dass der Wert morgen vielleicht bei Null liegt, vielleicht aber auch nicht, vielleicht liegt er bei 40.000 Dollar." (mb/Bloomberg)