Am Lucae-Brunnen auf dem Frankfurter Opernplatz ist heute der Treffpunkt für einen Spaziergang mit Thomas Romig, dem Multi-Asset-Chef von Assenagon. Um 14 Uhr ist er da. "Hallo, freut mich", sagt Romig. "Sollen wir ins Restaurant in der Alten Oper gehen?", fragt er. "Von der Terrasse aus haben wir einen tollen Blick über Frankfurt."

Thomas Romig ist Wahlfrankfurter. Hier startet er 1997 seine Karriere im Asset Management bei der Investmentgesellschaft Adig. 2009 wechselt er zu Union Investment, steht dort an der Spitze des Multi-Asset-Teams. 2015 hebt er bei Assenagon den Bereich Multi-Asset aus der Taufe und legt seinen ersten Fonds auf. Mit rund 20 Millionen Euro geht der Multi Asset Conservative an den Markt, heute verwaltet er über 550 Millionen Euro. Eine Rendite von etwa 45 Prozent hat er seinen Anlegern seit der Auflage beschert.

Ganz schön sportlich
"Na?", fragt Romig auf der Terrasse des "Opera". Ja, der Blick ist grandios. Romig lebt mit seiner Familie im Stadtteil Eschersheim. Er hat zwei Söhne im Alter von elf und 14 Jahren. "Beide Jungs sind sehr sportlich, beide spielen Fußball, der ältere auch Tennis, der jüngere noch Feldhockey", berichtet der Vater stolz. Auch Romig spielt Fußball und Tennis. Außerdem managt er die Fußballmannschaft seines jüngeren Sohns. "Sport spielt in unserer Familie schon eine große Rolle, und ich gebe meinen Sinn für Wettbewerb durchaus an meine Söhne weiter."

Auf Wettbewerb ist Thomas Romig auch in seinem Beruf ausgerichtet. "Mit unserem Multi Asset Conservative kämpfen wir in der Vergleichsgruppe von Morningstar mit 400 bis 500 Fonds, da muss man schon kompetitiv und leistungsorientiert sein", sagt er. "Meinen Wettbewerbssinn habe ich schon in der Kindheit entwickelt, ich habe schon in der Grundschule Fußball und Tennis gespielt – und wollte gewinnen", sagt Romig.

Interesse an Zahlen und an Geld
Thomas Romig kommt im Juli 1971 in New York zur Welt. Bis zum fünften Lebensjahr spricht Sohn Thomas nur Englisch. "Deutsch kam dann erst im Kindergarten in Crailsheim dazu, nachdem meine Eltern sich für die Rückkehr ins Heimatland entschieden hatten", berichtet Romig. Neben seiner Leidenschaft für den Sport erwacht bei Grundschüler Thomas schon bald ein weiteres Interesse: das an Zahlen und an Geld. 

"Sollen wir in die City starten?", fragt er. Es geht zum Goetheplatz mit dem Denkmal des Dichters. Hat Romig auch an der Goethe-Universität Frankfurt studiert? "Nein, ich habe eine Ausbildung bei der Deutschen Bank in Aalen und Stuttgart und dann ein BWL-Studium an der Universität Erlangen-Nürnberg absolviert", sagt er. 

Start in die Fondsbranche
Nach dem Abschluss zieht es Romig in die Fondsbranche. 1997 startet er bei der Adig als Junior-Portfoliomanager und betreut die passiven Aktienfonds des Hauses mit. Nach der Verschmelzung der Adig auf die Cominvest baut er zunächst den Dachfondsbereich auf, wird wenig später Leiter Multi-Management. 2009 erhält Romig das Angebot, als Leiter Multi-Asset-Management zu Union Investment zu wechseln – und nimmt es an.

"Mit Mitte 40 dachte ich dann, es wäre gut, in ein kleineres, agileres Unternehmen zu wechseln, wo man vielleicht etwas mehr kreativen Freiraum hat", sagt Romig auf dem Weg zum Rathaus. So kommt es zu Gesprächen mit Assenagon. Es fällt die Entscheidung, in Frankfurt ein Büro zu eröffnen und eine Multi-Asset-Sparte auf die Beine zu stellen. 

Absolut flexibel
Romig steigt in die Geschäftsführung des Vermögensverwalters ein und übernimmt den neu geschaffenen Bereich. Im November 2015 legt er seinen ersten Fonds auf, den Assenagon I Multi Asset Conservative. Ihre Investmentstrategie verfolgen sie bis heute. "Wir investieren völlig flexibel, global und ohne Benchmark in alle Assetklassen, in aktive Fonds und ETFs sowie in Derivate und Zertifikate", erklärt Romig. "Wenn wir eine neue Investmentidee haben, überlegen wir, mit welchen Instrumenten wir diese am besten umsetzen können", sagt er. Einzeltitel setzt das Team eher selten ein.

Derzeit sieht Romig Chancen bei High-Yield-Unternehmensanleihen. Ein hohes Zinsrisiko geht er aber nicht ein. "Die Duration im Portfolio liegt bei zwei Jahren, weil wir glauben, dass die Inflation vielleicht nicht so tot ist, wie die Notenbanken meinen", erklärt er. Aus diesem Grund belaufen sich auch die Goldinvestments im Fonds auf gut sieben Prozent. 

Gegen den Mainstream
Und was braucht ein starker Fondsmanager? "Ich glaube, man braucht Resilienz", erklärt er bei Kaffee und Kakao in der Frankfurter Kleinmarkthalle. "Man muss sich schon mal gegen den Mainstream stellen und Positionen durchhalten, wenn man wirklich an etwas glaubt", sagt Romig. "Wenn man eine Überzeugung hat, darf man sich nicht aus dem Konzept bringen lassen, das gilt im Privatleben ebenso wie im Fondsmanagement", erklärt Romig. "Und man muss Spaß am Wettbewerb haben", findet er. (am)


Das vollständige Porträt von Thomas Romig finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 4/2024 von FONDS professionell ab Seite 96. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.