"Von Hause aus gut", lautete einst ein markanter Werbeslogan. Firmen aus der Bekleidungs-, dem Kaufhaus- und dem Unterhaltungselektronikgewerbe buhlten so um Vertrauen und suggerierten, dass Verbraucher quasi "blind" zugreifen können, wenn nur der Name der Traditionsmarke auf dem Produkt oder über dem Eingang der Filiale prangt. Nicht viel anders verfahren Fondsanbieter, und auch hier gilt es, ein gesundes Misstrauen zu wahren – gerade für Berater. Doch wie soll man die Qualität einzelner Sortimente evaluieren?

Das jüngste Ranking von Asset Managern durch die Ratingagentur Scope, das hier zumindest einen Fingerzeig geben kann, hat es in Teilen in sich, vor allem bei den kleineren Fondsgesellschaften. Die Vorgehensweise der Berliner: Je mehr Fonds mit Top-Note eine Gesellschaft feilbietet, desto besser ihr Sortimentsrating. Als Top-Note zählt ein A- oder B-Rating auf der Scope-Skala von "A" bis "E".

"Global Player" rückt bei kleinen Vermögensverwaltern nach vorne
Neuer Spitzenreiter im Kreis der Portfolio-Boutiquen, die laut Reglement wenigstens acht Portfolios in der Wertung von Scope haben müssen, ist überraschenderweise PGIM Investments, also der Investmentarm des börsennotierten US-Versicherers Prudential Financial. Bislang tauchte der amerikanische Asset Manager, der mit Kundenvermögen von immerhin rund 1,3 Billionen Euro zu den größten der Welt gehört, nicht in den Scope-Ranglisten auf, weil es hierzulande an zum Vertrieb zugelassenen sowie mindestens fünf Jahre existenten und damit beurteilbaren Portfolios mangelte. Doch das hat sich geändert.

Weil sieben von acht Fonds des Anbieters, die die Scope-Kriterien erfüllen, mittlerweile ein Spitzenrating tragen, reicht das für eine herausragende Spitzenquote von 87,5 Prozent. "Traditionell ist PGIM auf Rentenfonds spezialisiert", weiß Scope-Analyst André Härtl. "Der US-Konzern hat aber im Lauf der Zeit durch Zukäufe mehrere Tochtergesellschaften erworben, die im Aktienfondsgeschäft tätig sind." Was sich nun auszahlt und dem Gesamt-Sortiment angesichts weltweit florierender Börsen 2021 offensichtlich gut bekam.

Hamburger Asset Manager mit Top-Sortiment
Platz zwei der aktuellen Auswertung geht an Berenberg. Der Vermögensverwaltungsarm der Privatbank aus Hamburg erreicht eine Top-Rating-Quote von 80 Prozent: Zwölf der 15 beurteilten Fonds sind mit "A" oder "B" bewertet. Eine hervorragende Bilanz im Aktienfondsbereich und gute Leistungen der Multi-Asset-Portfolios bilden nach Angaben von Härtl die Basis für das erfolgreiche Abschneiden.

Auf Platz drei findet sich unter anderem Flossbach von Storch wieder. Der Kölner Vermögensverwalter war im vergangenen April aus den Top Ten geflogen. Nun könne die Gesellschaft aber vor allem auf der Aktienseite punkten. "Bei den Mischfonds – eigentlich das Aushängeschild der Gesellschaft – ist die Bilanz derzeit solide, aber nicht überragend", kommentiert Scope-Experte Härtl. 

Das sind die zehn Sortimentskönige unter den kleinen Gesellschaften 

Bei den großen Anbietern hat sich seit Frühjahr 2021 dagegen nur wenig getan. An deren Spitze steht unverändert Columbia Threadneedle. 20 der 33 bewerteten Produkte haben ein Top-Rating mit der Note "A" oder "B", was einer Quote von 60,6 Prozent entspricht. Maßgeblich zum Erfolg haben nach Angaben von Scope-Mann Härtel auch hier die Aktienfonds des Hauses beigetragen. "Eine besonders gute Leistung zeigen die Produkte für europäische und US-amerikanische Titel – sowohl bei Bluechips als auch bei Nebenwerten. Darüber hinaus tragen die beiden bewerteten globalen Aktienfonds des Anbieters ein A-Rating", so Härtl.

Auf den Plätzen zwei und drei der Leistungsschau großer Asset Manager finden sich T. Rowe Price und Wellington. Die Stärken der zweitplazierten Gesellschaft liegen laut Härtl ebenfalls klar auf der Aktienseite. Mehr als zwei Drittel der benoteten Fonds von T. Rowe Price aus dieser Anlageklasse besitzen ein Top-Rating. Abgesehen von den Value-Fonds des Hauses sind insbesondere viele Nordamerika- und Global-Produkte gut bewertet. Das Sortiment von Wellington Management sei dagegen ausgewogener, die Quote der Fonds mit Top-Rating im Aktien- und im Rentenbereich ungefähr gleich hoch. 

Deka und Union Investment wieder mit von der Partie
In der neuesten Auswertung sind wiederholt zwei namhafte deutsche Vermögensverwalter vertreten: Deka und Union Investment. Der jeweilige Anteil von Top-Fonds hat sich im Vergleich zum April 2021 nicht wesentlich erhöht und zeugt von Beständigkeit. Allerdings reichte dem genossenschaftlichen Anbieter vor einem Jahr eine Quote von 54,8 Prozent für den zweiten Platz. Nun bedeuten 53,2 Prozent nur Rang 9. Die Deka kommt aktuell auf den vierten Platz (56,3%), vor einem Jahr landete sie einen Rang dahinter – bei einer Quote von 50,7 Prozent an Spitzen-Portfolios. (ps/jb)

Das sind die zehn Sortimentskönige unter der großen Gesellschaften 


Über die Ratingmethode: Scope bewertet rund 6.500 in Deutschland sowie Österreich zum Vertrieb zugelassene Publikumsfonds (UCITS). Verwaltet werden diese von mehr als 300 Gesellschaften. Das Anbieter-Ranking sortiert die Gesellschaften nach ihrem Anteil an Fonds mit Top-Rating.

Scope bewertet die Qualität eines Fonds innerhalb seiner Vergleichsgruppe. Das Rating reflektiert unter anderem die langfristige Ertragskraft und die Stabilität der Fondsperformance sowie das Timing- und das Verlustrisiko. Danach werden die Fonds, die mindestens fünf Jahre existieren und zum Vertrieb zugelassen sein müssen, in fünf Stufen von A bis E eingeteilt. Als Top-Rating gelten A- und B-Ratings. Der Quotient aus der Anzahl der Top-Ratings und der Gesamtzahl der Fondsratings eines Asset Managers ergibt dann den Prozentanteil der bestbewerteten Fonds eines Vermögensverwalters.

Um den unterschiedlichen strategischen Ansätzen der Gesellschaften gerecht zu werden, erstellt Scope zwei separate Ranglisten – jeweils eine für "kleine Gesellschaften", die über lediglich acht bis 24 bewertete Fonds verfügen, als auch eine für "große Fondsanbieter" mit mindestens 25 bewerteten Portfolios. Gesellschaften mit insgesamt weniger als acht bewerteten Fonds werden für diese Auswertung nicht berücksichtigt.