Revolut: Vertriebskooperationen in Österreich möglich
Der britische Online-Broker und Bankdienstleister Revolut wächst in Österreich. Vermittlergeschäft gibt es momentan hierzulande nicht. Ist aber für 2025 nicht ausgeschlossen.
Aus Anlegersicht ist der Erfolg des Online-Finanzdienstleisters Revolut eine "Leider-nein"-Story. Die Briten haben soeben für 2024 einen Nettogewinn von einer Milliarde US-Dollar verkündet, bei einer Nettogewinnmarge von 26 Prozent, ein im Bankbereich sehenswertes Level. Noch dazu ist diese Profitabilitätskennzahl um sieben Prozentpunkte zu 2023 gestiegen. Es ist der vierte Nettogewinn in Folge, den das erst zehn Jahre alte Unternehmen erwirtschaftet. An der Börse ist Revolut nicht, der Aufstieg wurde völlig von privaten Kapitalgebern finanziert. Privatanleger können vorerst nur von außen zusehen.
Revolut ist ein Paradebeispiel für die Tatsache, dass es für Kleinanleger immer schwieriger wird, sich früh direkt an potenziell wachstumsstarken Start-ups zu beteiligen: Unternehmen gehen immer seltener – und wenn, dann immer später – an die Börse, um sich Geld für ihr Wachstum zu holen. Vor rund drei Jahren hat Revolut einen IPO (Börsegang) auf Eis gelegt. Momentan ist der Schritt für 2025 oder 2026 im Gespräch.
Kundenvertrauen und Vervierfachung der Erträge mit Anlegern
Weltweit ist die Zahl der Revolut-Kunden 2024 um 38 Prozent auf 52,5 Millionen gewachsen, wie es in einer Mitteilung heißt. Die Einlagen stiegen um 66 Prozent auf 38 Milliarden Dollar. Dass sich das Geschäftsplus wesentlich auch aus bestehenden Nutzern speist, signalisiert ein steigendes Kundenvertrauen in den Neo-Anbieter. Die Kunden würden "ein viel breiteres Spektrum unserer Dienstleistungen nutzen, sowohl im Privatkundenbereich als auch bei Revolut Business", schreibt Nik Storonsky, CEO und Gründer von Revolut, in der Aussendung.
Offenbar gelingt es dem Neobroker gut, nicht nur die Einleger, sondern auch die Anleger zu überzeugen: Im Investment- und Anlagegeschäft kam es 2024 fast zu einer Vervierfachung der Erträge auf 647 Millionen US-Dollar. Im Karten- und Interchange-Geschäft legten die Erträge um 43 Prozent auf 887 Millionen US-Dollar zu, im Devisenhandel (FX) waren es plus 58 Prozent auf 540 Millionen US-Dollar. Und immer mehr Nutzer sind bereit, vom kostenlosen auf ein Bezahl-Konto umzusteigen: 541 Millionen US-Dollar spülten die Abonnements in die Kassen, ein Anstieg von 74 Prozent.
Vertrieb durch Mundpropaganda – gewerbliche Kooperationen in Österreich möglich
Laut den Angaben kamen mehr als 65 Prozent der neuen Privatkunden durch Mundpropaganda oder Empfehlungen dazu, der Rest durch gezielte Vertriebs- und Werbeaktivitäten. Wenig "ausgetreten" ist noch der B2B2C-Vertriebsweg – er könnte aber künftig öfter beschritten werden.
Ein Sprecher sagte auf Nachfrage, dass derzeit in Österreich Kooperationen mit gewerblichen Vermögensberatern oder Versicherungsmaklern noch keine Rolle spielen, ebenso wenig wie Finfluencer oder andere Akteure. Das könne sich aber "für 2025 ändern". Man behalte "laufend alle Möglichkeiten der Geschäftsentwicklung im Auge".
In Österreich ist Revolut nach eigenen Angaben 2024 bei den Privatkunden um 59 Prozent auf "rund mehr als 250.000" gewachsen; wobei es – wie so oft bei Digitalbanken – vielfach auch um Kunden geht, die über eine Marketingaktion einsteigen, dann aber das Konto nicht frequentieren. Bei den monatlich tatsächlich aktiven Nutzern gab es ein Plus um 36 Prozent. Die Zahl der Geschäftskunden ist um 48 Prozent gestiegen. Ein Kinder- und Jugendkonto (Revolut u18 ) hat in Österreich eine fünfstellige Zahl an Nutzern, sagte der Sprecher. Das Geld lagert bei der Revolut Bank UAB in Litauen, von wo aus die Bank im Rahmen der EU-Dienstleistungsfreiheit tätig ist.
Ein Wertpapier-Depot bei Revolut ist in Österreich nicht steuereinfach – Kapitalertragsteuern (KESt) muss man also derzeit selbst an das Finanzamt abführen. Dies im Unterschied zu Depots bei österreichischen Banken, die die KESt automatisch einbehalten und dem Fiskus zuleiten. Am Donnerstag (24.4.) hat der deutsche Revolut-Konkurrent Trade Republic seine Steuereinfachheit bekannt gegeben. Auch Scalable ist auf Kundenfang und teilt mit neuen Produkten und Funktionen kräftig aus. (eml)