PGIM-Profi: "Anleger reduzieren die Komplexität"
Investoren waren in der Niedrigzinsphase in teils illiquide und komplexe Nischenmärkte geflüchtet – als Notlösung, berichtet Wolfgang Sussbauer, Vertriebsleiter bei PGIM Fixed Income. Nun würden Anleger in Hauptsegmente zurückkehren. Ein Bereich ist besonders gefragt.
Bonds erfüllen wieder die Rolle eines Schock-Absorbers, meint Wolfgang Sussbauer, der bei PGIM Fixed Income den Vertrieb in Deutschland und Österreich leitet. Bei der Gesellschaft sind die Anleihenstrategien des einst als Prudential Investment Management bekannten Hauses gebündelt. Nach Niedrigzinsphase und den Schockwellen, welche die Zinswende auf den Märkten auslöste, setzen Investoren verstärkt wieder auf den Rentenmarkt, ist der Sales-Experte überzeugt. Im Zuge dessen tarieren sie ihre Portfolios wieder entlang traditionellerer Gewichtungen aus.
Herr Sussbauer, welche Themen stoßen bei den Investoren gerade auf Interesse?
Wolfgang Sussbauer: Nach der Zinswende des Jahres 2022, die viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt hatte, sind klassische Anleiheninvestments wieder sehr gefragt. Und Bonds sind unser Kerngeschäft. Wir beobachten über alle Segmente hinweg eine große Nachfrage, also sowohl bei Investment-Grade- als auch bei High-Yield- und Schwellenländeranleihen.
Welche Anlageklassen kommen weniger gut an?
Sussbauer: Die Anleger reduzieren in ihren Portfolios derzeit die Komplexität. Das heißt, dass sie Investments mit Hedgefonds-Charakter wie Absolute-Return-Fonds abbauen. Demgegenüber setzen die Investoren wieder stärker Strategien ein, die einzelne Anlageklassen wie Aktien oder eben Anleihen abbilden.
Warum stellen Investoren ihre Portfolios einfacher auf?
Sussbauer: In der Niedrigzinsphase sind Anleger teils in Nischen geflüchtet, die eine eingeschränkte Transparenz, eine geringe Liquidität und eine hohe Komplexität aufweisen. Das waren Notlösungen. Im jetzigen Zinsumfeld schichten Investoren dagegen wieder in Aktien sowie Anleihen um. Bonds erfüllen wieder die Rolle eines Schock-Absorbers. Wir erleben eine Rückkehr zu traditionellen Gewichtungen – vielleicht nicht zu einem 60/40-Portfolio, aber zu einem, in dem klassische Elemente wie Staats- und Unternehmensanleihen sowie Pfandbriefe wieder eine bedeutende Rolle einnehmen.
Trifft der Abbau der Komplexität auch alternative Investments wie Private Equity oder Infrastruktur?
Sussbauer: Nein, der Alternativbereich stößt nach wie vor auf Interesse. Vor allem beobachten wir eine ungebrochene Nachfrage nach Private Debt.
Werden künftig andere Felder Interesse auf sich ziehen?
Sussbauer: Sofern wir keine Rückkehr der Niedrigzinsphase erleben, wird das Interesse an Anleihen nicht nachlassen. Und nach einer neuen Nullzinsära sieht es nicht aus. Dafür ist die Inflation zu hoch.
Vielen Dank für das Gespräch. (ert)