Neuer Kryptoboom? Das unterscheidet US-ETFs von EU-ETPs
Bei Ethereum, der zweitgrößten Kryptowährung der Welt, gab es zu Wochenbeginn einen Preissprung, weil in den USA die Aussicht auf eine Spot-ETF-Zulassung steigt. In Europa gibt es ähnliche Produkte schon längst. Die Redaktion erklärt, was die US-Krypto-ETFs von den europäischen ETPs abhebt.
Signale, wonach die US-Börsenaufsicht SEC börsennotierte Fonds (ETFs) zulässt, die direkt in Ethereum investieren, haben bei der zweitgrößten Kryptowährung der Welt zu Wochenbeginn die Preise hochschnellen lassen. Am Montag legte Ethereum teils um 15 Prozent zu und notierte bei rund 3.400 Euro. Laut Insidern hat die SEC mindestens eine Börse und mindestens einen potenziellen Emittenten von Spot-Ether-ETFs kontaktiert, um spezifische Unterlagen zu aktualisieren, wie "Bloomberg" berichtet. Dies wird als steigende Wahrscheinlichkeit einer Genehmigung interpretiert.
Ein ähnliches Schauspiel sah man bereits bei Bitcoin. Zu Beginn des Jahres hatte die SEC knapp ein Dutzend Bitcoin-ETFs genehmigt, die direkt ("Spot-ETF") in dieses Kryptoasset investieren dürfen. Schon davor hatte das voranschreitende Genehmigungsverfahren für Preissprünge gesorgt; innerhalb weniger Monate war es zu einer Verdoppelung des Kursstandes gekommen – momentan notiert Bitcoin bei 65.000 Euro. Bis zu dieser Erlaubnis waren in den USA nur Krypto-Future-ETFs (Terminkontrakte) an der Börse erhältlich. Diese haben jedoch Nachteile gegenüber dem Direktinvestment, zum Beispiel Preisabweichungen zum Direktinvestment und eine fehlende physische Hinterlegung mit der "echten" Kryptowährung.
Vorreiter Europa
In Europa sind solche Kryptowährungs-ETFs zwar nicht möglich. Denn die UCITS-Richtlinie verbietet ein Investment in einen einzelnen Wert. Es müssen mindestens fünf Werte in einem ETF vertreten sein und kein Bestandteil darf über 20 Prozent ausmachen. Außerdem muss es sich um Wertpapiere handeln. Dennoch sind ähnliche Produkte in Europa schon längst am Markt etabliert. Bereits seit 2018 sind an etlichen Börsen regulierte Krypto-ETPs (Exchange Traded Products) zum Handel zugelassen.
Bei ETPs oder ETCs (Exchange Traded Commodities) handelt es sich um Schuldtitel. Sie stellen eine Forderung gegenüber dem Emittenten dar und sind in der Regel durch das zugrunde liegende Kryptoasset abgesichert. Das Anlagevehikel war in Europa seit jeher für die Investition in Rohstoffe bekannt, wie die Schweizer Anbieterin 21Shares betont. Diese ETCs unterscheiden sich von den US-Spot-ETFs in einigen technischen Punkten. Eine Übersicht bietet die Tabelle unten. (eml)
Krypto-Spot-ETF (USA) | Anlageprodukt | Krypto-ETP (Europa) |
Krypto-Spot-ETFs ermöglichen die Investition in einen börsengehandelten Investmentfonds, der Assets (in diesem Fall Kryptoassets) als Anlagegegenstand hält. So wird die Wertentwicklung mittels physischer Replikation abgebildet. Der Name "Spot-ETF" stammt vom aktuellen Echtzeitpreis (Spotpreis) der Kryptoassets, an den ein Spot-ETF gebunden ist. | Produktform | Krypto-ETPs sind eigentlich Exchange Traded Commodities (ETCs), bei denen mittels physischer Replikation die Wertentwicklung eines oder (in Form eines Krypto-Basket-ETPs) mehrerer Kryptoassets abgebildet wird. |
Bis jetzt nur Bitcoin | Investiert in | Unterschiedlichste Kryptoassets (auch Bitcoin und Indizes) |
Kapitalbeteiligung an einem Fonds | Rechtliche Struktur | Besicherte Schuldtitel |
Ja | Physische Besicherung | Ja |
Nein | Leverage | Nein |
11. Januar 2024 (11 ETFs) | Erstes Produkt aufgelegt | 21. November 2018 (21Shares Crypto Basket Index ETP, fünf Kryptoassets in einem Korb) |
Nein | Auslieferungsanspruch der unterliegenden Assets | Je nach Produkt und Emittent, teilweise ja |
0,21 % - 2,00 % | Jährliche Gebühren (Total Expense Ratio, TER) | bis zu 2,5 %* * Einige Krypto-ETPs werden mit 0,0 % TER angeboten, "staken" aber die zugehörigen Kryptoassets, wodurch zusätzliche Erträge erwirtschaftet werden. Diese kommen teilweise dem Emittenten, teilweise dem Anleger zu. |
Anleger und damit Fonds-Anteilhaber haben vorrangige Ansprüche auf Sicherheiten. | Gegenparteirisiko | Anleger in den Schuldtitel haben vorrangige Ansprüche auf Sicherheiten. |
Entspricht nicht den Anforderungen der UCITS/OGAW-Richtlinie. (Diese legt fest, dass ein ETF nicht nur ein Produkt abbilden darf.) | UCITS-Compliance | Entspricht nicht den Anforderungen der UCITS/OGAW-Richtlinie. (ETCs können diese nicht erfüllen.) |
Nein | UCITS-Eignung | Grundsätzlich ja, aber abhängig vom jeweiligen lokalen Regulator. |
In eingeschränkter Form (nicht für den europäischen Markt konzipiert). | Erwerbsmöglichkeit in Deutschland/Österreich | Ja, über verschiedene Banken, Broker und Börsen. |
Quelle: 21Shares