Morningstar: Was sollten Anleger tun, wenn der Fondsmanager wechselt?
Viele erfolgreiche Fondsmanager erhalten Avancen von der Konkurrenz oder gründen ihre eigene Boutique. Investoren stehen dann vor der Frage, ob sie den Portfoliolenkern folgen sollen. Die Ratinggesellschaft Morningstar versucht sich an einer Antwort.
Bei milliardenschweren Flaggschiffen wie bei weniger bekannten Fondsperlen kommt es immer wieder vor: Der Portfoliomanager verlässt die Gesellschaft und wechselt entweder zu einem Konkurrenten oder gründet seine eigenes Investmenthaus. Für Anleger stellt sich die Frage: dem alten Fonds die Treue halten oder mit dem Portfoliomanagement mitziehen? Dieser Frage gingen die Analysten der Ratinggesellschaft Morningstar nach.
Die Experten untersuchten mithilfe historischer Daten, inwieweit die Lenker europäischer und US-amerikanischer Fonds in den letzten 30 Jahren in der Lage waren, ihre Investmentfähigkeiten von ihrer alten zur neuen Firma mitzunehmen. Für Anleger erscheint es verlockend, den Manager zu folgen. Immerhin werden sie ja von der Konkurrenz abgeworben oder sind so erfolgreich, dass sie eine eigene Firma aufbauen können.
Weniger Geld schafft Freiraum
"Tatsächlich zeigt unsere Studie, dass Fondsmanager in den ersten Jahren nach einem Wechsel kurzfristige Erfolge aufweisen", sagt Mathieu Caquineau, Research-Leiter bei Morningstar. "Das liegt vermutlich daran, dass sie weiter auf dem bewährten Anlagestil surfen, mit dem sie sich für die neue Aufgabe empfohlen haben." Außerdem würden sie in vielen Fällen davon profitieren, dass sie in den ersten Jahren in ihrem neuen Job weniger Geld verwalten. Das mache es ihnen leichter, eine Outperformance zu erzielen, argumentiert Caquineau.
Auf lange Sicht scheint ein Wechsel jedoch den guten Lauf eines Managers zu hemmen. Denn Portfoliolenker erzielen bei ihrem neuen Unternehmen langfristig eine geringere Outperformance als bei ihrem früheren Arbeitgeber, so die Morningstar-Analyse. Dennoch scheinen Investoren mit dem neuen Fonds im Schnitt ein besseres Ergebnis zu erzielen, als wenn sie beim alten Fonds bleiben. Insgesamt zeigten die Daten aber eine große Schwankungsbreite.
Vom Star zum Wertvernichter – und umgekehrt
"Manager mit einer großartigen Erfolgsbilanz bei ihrem ersten Arbeitgeber können bei der neuen Firma Werte vernichten", erläutert Caquineau. "Umgekehrt können sich Fondsmanager mit einer anfänglich schlechten Erfolgsbilanz bei einem neuen Arbeitgeber erheblich verbessern." Seiner Ansicht nach schaffen es zwar einige Fondslenker, erfolgreich zu ihrem neuen Unternehmen zu wechseln und weiterhin Überschussrenditen für die Anleger zu erwirtschaften. Investoren, die sich aber nur auf die anfängliche Erfolgsbilanz eines Managers verlassen, drohen Rückschläge, warnt Caquineau. (ert)