Die Analogie vom Phönix aus der Asche drängt sich unwillkürlich auf, wenn man die Entwicklung des Profitlich Schmidlin Fonds über die vergangenen drei Jahre betrachtet. Das als flexibler Mischfonds kategorisierte Produkt, mit dem das Fondsmanagement in langfristige Unternehmensbeteiligungen sowie Aktien und Anleihen in Sondersituationen investiert, hat die herben Verluste aus dem Jahr 2022 zügig wettgemacht. Seit zwei Jahren gehört der Fonds wieder zu den Top-Produkten seiner Klasse, damit liegt er auch in der längerfristigen Betrachtung wieder deutlich vor seiner Benchmark und dem Durchschnitt der Peergroup. Wir haben mit Marc Profitlich über die aktuelle Entwicklung an den Börsen und die derzeitige Positionierung seines Fonds gesprochen.


Herr Profitlich, worauf muss man sich am Aktienmarkt mit Bezug auf den weiteren Verlauf des Jahres 2025 einstellen?

Marc Profitlich: Den einen Aktienmarkt gibt es immer weniger, denn die Konzentration der Märkte auf wenige Einzeltitel, insbesondere die sogenannten Magnificent Seven, ist aktuell besonders ausgeprägt. Wenn ich auf den S&P-500-Index schaue, so kann man diesen nur als im historischen Vergleich teuer bewertet bezeichnen. Das Gegenteil ist für die von uns gehaltenen Unternehmen der Fall. Die Bewertungsmultiplikatoren unserer Beteiligungen sind im vergangenen Jahr im Großen und Ganzen nicht teurer geworden und liegen historisch betrachtet eher am unteren Ende. Dabei werden unsere zehn größten Beteiligungen in den nächsten zwei Jahren ihre Gewinne voraussichtlich im niedrigen zweistelligen Prozentbereich pro Jahr steigern können. Das lässt mich positiv in die Zukunft blicken – allerdings gilt diese Aussage nicht für alle Teilbereiche der Kapitalmärkte.

Für welche nicht? Wie hat sich Ihre Positionierung bei Aktien in den vergangenen zwölf Monaten verändert?

Marc Profitlich: Wir versuchen grundsätzlich, uns rational zu verhalten. Entsprechend haben wir über die Jahre 2023 und 2024 bei großkapitalisierten nordamerikanischen Technologiewerten deutlich vorsichtiger agiert, denn die Kurse dieser Unternehmen sind zuletzt deutlich schneller gestiegen als deren Gewinne. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wir bei den langfristigen Unternehmensbeteiligungen im Vergleich zu großen Indizes oder auch den Portfolien vieler Wettbewerber weniger stark in den USA allokiert sind und eher in Europa investieren. Im Fonds befinden sich aktuell auch mehr mittelgroße Unternehmen, auch wenn wir grundsätzlich über das gesamte Spektrum der Marktkapitalisierungen hinweg investieren. 

Ihr Fonds weist für das elfte Jahr seines Bestehens einen Wertzuwachs von 8,5 Prozent aus. Was hat die Rendite im Profitlich Schmidlin Fonds im Jahr 2024 getrieben?

Marc Profitlich: Unsere langfristigen Unternehmensbeteiligungen haben etwa elf Prozent verdient, und unsere Sondersituationen, bestehend aus Sondersituationen bei Aktien wie auch Anleihen, lieferten ebenfalls ein positives Ergebnis ab. Besonders die Anleihen-Sondersituationen sind mit einer Rendite zwischen elf und zwölf Prozent hervorzuheben – alles vor Kosten. Im Verlauf des Jahres waren etwa 60 Prozent in langfristigen Unternehmensbeteiligungen und etwa 35 Prozent in der stabilisierenden Säule, den Sondersituationen, investiert. Die Kasseposition lag zum Jahreswechsel bei vier Prozent.

Wie ordnen Sie das Ergebnis Ihres Fonds im vergangenen Jahr ein?

Marc Profitlich: Die Renditeentwicklung an den Märkten war im vorigen Jahr nochmals besonders stark von den amerikanischen Technologiewerten getrieben, während mittelgroße Unternehmen, vor allem solche aus Europa, eher enttäuscht haben. Gerade bei den Nebenwerten ist das Bild bedrückend: Der M-Dax etwa liegt über einen Zeitraum von fünf Jahren im Minus, und das inklusive Dividenden. Wir halten es aber weiterhin für realistisch, dass sich der Bewertungsunterschied zwischen großen und mittelgroßen Unternehmen wieder etwas einengt. Insgesamt kann daher unsere Regionen- und Sektorenallokation im vergangenen Jahr als eher nachteilhaft, unsere Einzeltitelauswahl aber als sehr wertschaffend bezeichnet werden. Uneingeschränkt positiv war das Bild dagegen bei den Anleihen.

Kommt Ihnen dabei das gestiegene Zinsumfeld entgegen?

Marc Profitlich: Wie erwähnt investieren wir in Anleihen-Sondersituationen und fokussieren den Fonds grundsätzlich auf das kurze Laufzeitende der Zinsstrukturkurve, also weniger zinssensible Anleihen. Es hat sicher geholfen, dass die kurzfristigen Zinsen im vergangenen Jahr über drei Prozent lagen. Wir konnten dieses Ergebnis allerdings mit einer Rendite im zweistelligen Prozentbereich deutlich übertreffen. Es war also eher unser idiosynkratischer Ansatz und der Fokus auf Sondersituationen als das gestiegene Zinsniveau, was für dieses positive Ergebnis ursächlich war.

Was sagt Ihr Blick nach vorne?

Marc Profitlich: Aktuell halten wir weiterhin einige tief aus dem Geld notierende Wandelanleihen. Daneben zählen beispielsweise Anleihen von TK Elevator, dem inzwischen abgespaltenen Aufzuggeschäft von Thyssenkrupp, zu unseren größten Positionen. Die durchschnittliche Restlaufzeit des Portfolios ist mit zwei Jahren unverändert niedrig. Und die Renditeerwartung ist im Jahr 2024 zwar etwas zurückgekommen, liegt aber immer noch im mittleren einstelligen Prozentbereich pro Jahr. Bislang gelingt es uns, Fälligkeiten durch neue Ideen zu ersetzen, sodass sich die Quote der Anleihen-Sondersituationen unverändert über 30 Prozent des Portfolios hält.

Wir danken für das Gespräch! (hh)