Luxemburg räumt Hürden für aktive ETFs aus dem Weg
Das Großherzogtum ist zwar der größte Fondsstandort Europas, bei ETFs hat aber Irland deutlich die Nase vorn. Nun gleicht Luxemburg aktive ETFs steuerlich den passiven Pendants an und weicht eine weitere Regel auf. Dieser Schritt hatte in den USA den Aufstieg aktiver ETFs beflügelt.
Der wichtige europäische Fondsstandort Luxemburg hat die Rahmenbedingungen für börsengehandelte Fonds (ETFs) erleichtert, die einen aktiven Managementansatz verfolgen. Das Parlament des Großherzogtums hat am 11. Dezember ein Gesetz verabschiedet, wonach aktive ETFs von der Abonnementsteuer (Taxe d'abonnement) ausgenommen werden. Dies teilte der Luxemburger Fondsverband Alfi mit.
Damit werden aktive ETFs den passiven Pendants gleichgestellt, welche die Entwicklung eines Börsenindex widerspiegeln. Passive ETFs sind bereits von der Taxe d'abonnement ausgenommen. Aktive ETFs erfahren in den USA großen Zulauf. In Europa spielen sie mit lediglich zwei Prozent des in ETFs verwalteten Vermögens nur eine Nischenrolle. Allerdings nehmen die Mittelzuflüsse in dieses Segment deutlich zu.
Tägliche Transparenz reduziert
Darüber hinaus hat die Luxemburger Finanzaufsicht CSSF am 19. Dezember einen Frage-Antwort-Katalog veröffentlicht, wonach die bisher gebotene tägliche Transparenz bei börsengehandelten Fonds eingeschränkt werden kann. Demnach muss bei aktiven ETFs die Zusammensetzung des Portfolios nur noch monatlich mit maximal einem Monat Verzögerung publik gemacht werden. Dieser Schritt erleichtert es vielen traditionellen aktiven Asset Managern, ihre Strategien auch im Mantel eines ETFs aufzusetzen.
In den USA hatte die US-Wertpapieraufsicht SEC bereits im Jahr 2019 ihre Vorgaben zur täglichen Transparenz reduziert. Seither gewann das Wachstum von aktiven ETFs in Nordamerika deutlich an Fahrt. Die tägliche Transparenz eines Portfolios hat manche klassischen aktiven Fondsmanager von der Auflage eines aktiven ETFs abgeschreckt. Sie fürchteten Nachahmer oder Frontrunner – also Akteure, die große Portfolioumschichtungen ausnutzen wollen.
Andere Vertriebswege
Nach Bekunden von Marktteilnehmern ist die tägliche Transparenz allerdings nicht das Haupt-Hemmnis für aktive ETFs im europäischen Markt, vielmehr sind es die auf herkömmliche Fonds und Provisionen ausgerichteten Vertriebsstrukturen. Mit dem Aufkommen von Neobrokern, Robo Advisors und insbesondere dem Aufstieg des ETF-Sparplans, der auch jenseits von Deutschland und Österreich an Popularität gewinnt, könnte diese Hürde allerdings ebenfalls sinken.
Dublin könnte nachziehen
Die Luxemburger Fondslobby feiert die geänderten Regeln dennoch als Erfolg. "Die neue Transparenz- und Steuerregelung für in Luxemburg beheimatete ETFs bietet Asset Managern einen einzigartig attraktiven Rahmen in Europa", lässt sich der Alfi-Vorsitzende Jean-Marc Goy in der Mitteilung zitieren. Der Markt für aktive ETFs wachse weiterhin schnell. "Und Luxemburg, Europas größtes grenzüberschreitendes Investmentfondsdomizil, ist gut positioniert, um von dieser Dynamik zu profitieren."
Blickt man jedoch nur auf den ETF-Markt, ist Irland das mit Abstand größte Domizil. Dementsprechend hat Dublin in den vergangenen Jahren besonders von dem Boom der börsengehandelten Fonds profitiert. Und auch dort kursieren offenbar Gedankenspiele über eine Reduzierung der täglichen Transparenz bei ETFs. Demnach hat die irische Zentralbank, die Banc Ceannais na hÉireann, bereits im Sommer in Erwägung gezogen, ihr Regelwerk zur Transparenz von ETFs zu überprüfen. (ert)