Liquid-Alternative-Fonds schrumpfen rasant
Seit der Zinswende vergangenes Jahr ziehen sich Anleger aus den Hedgefonds-Strategien im UCITS-Mantel zurück. Nun haben sich die Abflüsse nochmals beschleunigt. Der Grund: Anleger schichten offenbar massiv in Anleihen um, so eine Studie von Lupus Alpha.
Die Mittelabflüsse aus Liquid-Alternative-Fonds haben im ersten Halbjahr im Vergleich zu 2022 zugenommen auf 19,4 Milliarden Euro. Damit ist das Marktvolumen der Fonds um rund acht Prozent auf 242 Milliarden Euro geschrumpft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Fondsgesellschaft Lupus Alpha. Bereits im vergangenen Jahr hatten Anleger insgesamt 17,6 Milliarden Euro aus den Hedgefonds im UCITS-Mantel abgezogen – den Großteil davon im zweiten Halbjahr.
Anleger schichten in Zinspapiere um
Nach Einschätzung der Studienautoren litten die "Hedgefonds light" vor allem unter massiven Umschichtungen in festverzinsliche Anlagen und Anleihen. "Die gestiegenen Zinsen lassen Liquid Alternatives in den Augen vieler Investoren derzeit unattraktiver erscheinen", sagt Ralf Lochmüller, Managing Partner und CEO von Lupus Alpha.
Liquid-Alternative-Fonds umfassen eine Vielzahl alternativer Aktien- und Anleihenstrategien, die in einem UCITS-Fondsmantel auch privaten Investoren zugänglich sind. Dazu zählen so unterschiedliche Ansätze wie Long-Short- und Relative-Value-Strategien oder Absolute-Return-Anleihen-Ansätze. Private und institutionelle Anleger nutzten die Fonds aufgrund ihrer nicht-traditionellen Ertragsquellen insbesondere zu Zeiten der Niedrigzinsen oft als Alternative zu traditionellen Anleihen und hochbewerteten Aktien. Diese Argumente haben angesichts gestiegener Zinsen offenbar an Zugkraft verloren.
Im insgesamt positiven Marktumfeld des ersten Halbjahres lag die Anlageklasse mit einer durchschnittlichen Performance von 1,96 Prozent laut Studie vor unregulierten Hedgefonds, etwa gleichauf mit Anleihen und deutlich hinter Aktien. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Strategien. Vor allem Strategien mit stark positivem Aktien-Exposure profitierten. So lagen alternative Leveraged-Equity-Ansätze nach einem schwachen 2022 im ersten Halbjahr 2023 mit durchschnittlich 26,9 Prozent weit im Plus. Auch alternative Währungsstrategien erzielten mit 10,9 Prozent ein gutes Ergebnis. Die 2022 noch sehr erfolgreichen Dedicated-Short-Bias-Fonds rangierten dagegen im ersten Halbjahr mit einem Minus von durchschnittlich 11,4 Prozent am Ende der Rangliste.
Liquid Alternatives bieten Diversifikationsvorteile
Mittelfristig hat sich die Anlageklasse nach Aussage der Studienautoren als diversifizierender Baustein bewährt mit einer im Vergleich zu Aktien niedrigen Volatilität zwischen fünf und 15 Prozent über fünf Jahre sowohl bei den Fixed-Income- als auch anderen Strategien. Lupus-Alpha-Chef Lochmüller sagt: "Diese stabilisierenden Eigenschaften dringen im aktuellen Marktumfeld bei Investoren kaum durch, obwohl gerade 2022 gezeigt hat, dass Anleihen nicht per se mehr Sicherheit geben. Daher bieten alternative Anlagekonzepte, die mit den breiten Aktienmärkten gering korreliert sind, einen Weg zu langfristig stabileren Portfolios. Auch im neuen Zinsumfeld."
Unterm Strich konnte kein Segment im ersten Halbjahr Mittelzuflüsse verzeichnen, auch wenn einzelne Fonds zulegen konnten. Die größten Mittelabflüsse nach absoluten Zahlen mussten Absolute-Return- sowie alternative Long-Short-Equity-Ansätze hinnehmen. Während die Anleger massiv Gelder abzogen, ging die Fondsanzahl im ersten Halbjahr nur um sechs Fonds auf insgesamt 761 Fonds zurück. Den größten Marktanteil haben weiterhin Fonds in den Bereichen Absolute-Return- und Alternative-Multi-Strategien. (jh)