Die Ratingagentur Scope hat in einer aktuellen Studie die Entwicklung von Fonds mit Bezug zu künstlicher Intelligenz (KI) untersucht. Dabei betrachteten die Studienautoren sowohl Fonds, die in Unternehmen mit KI-Schwerpunkt investieren, als auch solche, die KI-Technologien aktiv in ihrem Investmentprozess einsetzen. Die Ergebnisse fallen für die beiden Gruppen sehr unterschiedlich aus.

Fonds mit KI-Anlageschwerpunkt liegen kurzfristig vor Tech-Fonds
Für den Vergleich von Fonds, die Aktien von KI-Unternehmen kaufen, mit breiter aufgestellten Produkten werteten die Scope-Analysten die Peergroup Aktien Technologie Welt aus und unterteilten diese in allgemeine Tech-Fonds und Fonds mit KI in ihrem Namen. Deren Anzahl ist seit dem Vorjahr von 22 auf 30 angestiegen. Die Performance-Analyse zeigt, dass sich Fonds mit KI im Namen in den vergangenen zwölf Monaten besser entwickelt haben als andere globale Technologie-Fonds. Während KI-Fonds im Schnitt ein Plus von 22,2 Prozent erreichten, verbuchten Tech-Fonds einen Zuwachs von 18,6 Prozent.

Über längere Zeiträume lässt sich dieser Unterschied aber kaum nachweisen. Auffällig ist zudem, dass aktive Fonds mit KI-Fokus mit 24,4 Prozent kurzfristig eine deutliche Outperformance gegenüber passiven ETFs erzielten, die nur auf 15,6 Prozent kamen. Offensichtlich konnten aktive Fonds die erhöhte Volatilität und die Unsicherheiten aufgrund des Zollstreits besser ausnutzen, heißt es dazu in der Studie.

KI-gesteuerte Fonds besser bei Risikoreduktion
Neben Fonds, die in KI-Unternehmen investieren, untersuchte Scope auch 39 Fonds, die künstliche Intelligenz in ihrem Investmentprozess nutzen, und verglich diese mit der jeweiligen Peergroup. Hier fiel das Ergebnis bei der Gesamtperformance weniger vorteilhaft für KI aus. Die KI-gesteuerten Fonds erzielten im Mittel geringere Renditen als herkömmliche Produkte: Nur rund 40 Prozent gelang es, ihre jeweilige Vergleichsgruppe zu übertreffen. Doch die Studie zeigt auch, dass die KI-gesteuerten Fonds auf der Risikoseite gut abschnitten. Immerhin jeder zweite zeigte über drei Jahre eine niedrigere Volatilität. Mehr als die Hälfte der KI-gesteuerten Fonds gab in Verlustphasen zudem weniger stark nach als die Konkurrenz.

Die Gründe für das bessere Risikoverhalten sehen die Scope-Analysten unter anderem darin, dass KI-Modelle häufig anhand von Risikoindikatoren wie Sharpe Ratio, Volatilität und Maximum Drawdown trainiert werden. "Die genutzten historischen Daten sorgen dafür, dass die Systeme konservativ agieren, da sie lernen, Abstürze und große Risiken zu vermeiden", erläutert Scope-Analyst und Studienautor László Harsány. Zugleich würden die Modelle oft auf kurzfristigen Prognosen von Kursbewegungen oder Stimmungen basieren, die langfristige Trends wie Geopolitik und Makroökonomie nicht berücksichtigen. Harsány sagt: "Damit reagieren die KI-Modelle oft schnell auf Marktbewegungen, unterinvestieren jedoch in langfristige Trends, was zwar Drawdowns reduziert, aber zu verpassten Aufwärtsbewegungen führen kann."

Die Bedeutung von KI im Investmentprozess wird weiter zunehmen
Die Ergebnisse verdeutlichen nach Meinung des Scope-Analysten, dass sich die anfängliche Euphorie rund um KI normalisiert. Gleichzeitig dürfte die Technologie zunehmend in alltägliche Prozesse des Fondsmanagements integriert werden. Ein klares Wachstum von Fonds mit KI-Bezug sei weiterhin erkennbar, aber keine explosionsartige Vermehrung. (jh)


Über die neuesten Entwicklungen bei KI-gesteuerten Fonds berichtet FONDS professionell in Ausgabe 3/2025, die den Abonnenten Ende September zugestellt wird.