Investmentforum: Massive Hackerattacken und US-Sorgen
Fünf internationale Fondsmanager schlüsselten beim FONDS professionell Investmentforum ihre Entscheidungsgrundlagen für das Portfoliodesign auf. Interessant immer wieder, der Wissensgewinn zwischen den Zeilen.
Das FONDS professionell Investmentforum tourte wieder durch Österreich. Abschluss war vergangenen Freitag (6.6.) in Wien, bei vollbesetztem Veranstaltungssaal im Park Hyatt.
Sicherheit ist in einer digitalisierten und von Umbrüchen getriebenen Welt in allen Facetten ein Top-Thema für Privatpersonen genauso wie für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt. Dem Thema widmet sich der UBS (Lux) Security Equity Fund, den UBS-Portfoliomanager Patrick Kolb vorstellte. Investiert wird global diversifiziert ausschließlich in Pure Player, deren Umsatz zu mindestens der Hälfte aus Schutz und Sicherheit in den Bereichen IT, Verbrechensvorbeugung, Verkehr, Gesundheitsvorsorge und Umwelt kommt. Zum fundamentalanalytisch konstruierten Portfolio gehören Titel wie Cyberark (IT-Schutz), Fico (Datenanalyse/Betrugsprävention), Autoliv (Car Security) oder Eurofins (Prüfung Luft, Lebensmittel etc.).
Sicherheit als Megatrend positionieren – brillant oder riskant?
Gesundheitssicherheit
Digitalisierung wird speziell im Bereich Gesundheit zu einer immer größeren Herausforderung, sagte Fondsmanager Kolb. In einem drastischen Fall sei es Hackern gelungen, in das System eines Röntgengerätes einzudringen, mit der Möglichkeit, die Strahlendosis auf ein potenziell tödliches Maß zu regeln. "Spitäler werden besonders häufig gehackt, weil sie eher bereit sind, zu zahlen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten", so Kolb. Auch Banken wie die UBS sind mit Sicherheitsproblemen auf allen Ebenen konfrontiert: Etwa durch Bewerber, die sich unter falscher Identität einstellen lassen und diversen Regimen Daten zur Verfügung stellen.
Das Hacking-Problem vergrößere sich durch die KI-Entwicklungen. Ohne den Einsatz von künstlicher Intelligenz dauert es zwei Tage, eine gute Ransomware aufzusetzen, mit KI nur 25 Minuten.
AB mit Hidden Champions
Aufschlussreiche Hidden-Champions-Analysen brachte Darina Valkova, Portfoliomanagerin Europe & Global Growth bei Alliance Bernstein, mit. Europa ist momentan ein Hot-Spot für Investoren. AB sucht etwa im AB SICAV I-European Growth Portfolio gezielt nach Titeln, die über Konjunkturzyklen hinweg langfristig Performance versprechen. Zum Beispiel Dino Polska, der schnellstwachsende Lebensmitteleinzelhändler der Welt, der fast eine Verzehnfachung innert rund einer Dekade bei den Filialen hinlegte – alles aus dem Cashflow, wie Valkova erklärte.
Im Portfolio mischen sich Blue Chips wie Novo Nordisk oder SAP und LVMH mit Titeln, die in anderen Fonds weniger häufig zu finden sind, wie ASML (Niederlande, IT) oder DSV (Dänemark, Industrie) und Beijer Ref (Schweden, Industrie). Die Zollpolitik von Donald Trump sei aufgrund der hohen Preissetzungsmacht dieser Titel weniger ein Problem.
Aktien unumgänglich
Mit einem "Wir leben Aktien"-Statement machte Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value, klar, dass für ihn Unternehmensbeteiligungen trotz der Turbulenzen unumgänglich sind. "Wir haben in den vergangenen Jahren eine massive Verschiebung und eine Polykrise erlebt. Pandemie, Krieg, Energiesicherheit und Transformation durch Klimawandel, KI, Inflation", so Böhmer.
Wegen des unvorhersehbaren Verhaltens von US-Präsident Trump, aber auch wegen der hohen Staatsverschuldung "sollte der Blick auf die USA gerichtet sein", sagte Böhmer. Die Zinswende in den USA könnte schon vorbei sein. "Auch droht ein hohes Enttäuschungspotenzial bei den Highflyern. Demgegenüber steht aber Börsenfantasie durch Frieden in der Ukraine", sagte Böhmer. Die Wall Street verliere teils "den Takt", Europa übernimmt an der Börse, eine hohe Volatilität ist möglich.
Auf langfristig stabile Renditen müsse man dennoch nicht verzichten, wenn die Qualität der Unternehmen und die Bewertungen stimmen. In seinem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen erfüllen etwa Titel wie Storebrand, Score oder Allianz diese Bedingungen.
Schweizer Qualität
Einen ähnlichen Qualitätsfokus verfolgt Nevena Schaller, Senior Investment Advisor bei J. Safra Sarasin. Im JSS Sustainable Equity – Swiss SME Plus sind Schweizer Nischenplayer zu finden, die trotz hoher Preise mit hohen Produktstandards und Technologie punkten können. Etwa Stadler Railways oder Bachem (Marktführer für Peptide).
"Die Schweiz ist global betrachtet klein, wenn es um das BIP geht. Aber das Umfeld ist für Unternehmen sehr vorteilhaft mit tiefen Steuern, einer wirtschaftsliberalen Politik, guter Infrastruktur und gut ausgebildeten Leuten", so Schaller. In den Innovations-Indizes sei die Schweiz seit Langem stets führend. Schweizer Firmen genießen außerdem "höchste Margen und tiefste Verschuldung", so die Expertin.
Ruhe im Portfolio
Ulrich Kaffarnik, Kapitalmarktexperte und Mitglied der Geschäftsleitung bei DJE, schloss in Wien mit einem Kapitalmarktausblick. DJE-Fonds wie Dividende & Substanz oder Zins & Dividende müssen sich ebenso mit der neuen US-Regierung unter Präsident Trump auseinandersetzen. Deregulierung, Einsparungen im Haushalt und eine protektionistische Zollpolitik sind zu bedenken.
Holprige Phasen will etwa der Zins & Dividende durch den Absolute-Return-Gedanken ausgleichen. Damit strebt das Management neben einer nachhaltigen Wertentwicklung attraktive Zinserträge durch Anleihen sowie im Zeitverlauf stabile Dividendeneinkünfte aus Aktien an. Geachtet wird auf eine differenzierte Gewichtung von Aktien und Anleihen. Der Diversifikationseffekt reduziert die Schwankung im Portfolio. Die maximale Aktienquote liegt bei 50 Prozent. (eml)