In welche Unternehmen investieren eigentlich Klimafonds?
In vielen Fonds, die auf die Erderwärmung als Investmentthema setzen, finden sich zwar Aktien der großen US-Techkonzerne, aber keine Solarmodul- oder Windradhersteller. Eine Spurensuche.
Der LBBW Global Warming darf als Beispiel dafür gelten, dass sich Performance und Nachhaltigkeit keineswegs ausschließen. Der Aktienfonds trägt nicht nur fünf Morningstar-Sterne, sondern auch das Österreichische Umweltzeichen und ein FNG-Siegel mit drei Sternen – die höchstmögliche Stufe dieser Auszeichnung. Bei den Anlegern kommt der Fonds enorm gut an. Im November überschritt das Volumen erstmals zwei Milliarden Euro. Der Fonds soll die Möglichkeit bieten, "in Unternehmen zu investieren, die im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung stehen", formuliert es LBBW AM.
Doch wer einen Blick ins Portfolio wagt, denkt nicht sofort an den Klimawandel. Die beiden größten Titel per Ende November waren der Medizintechnikspezialist Boston Scientific und der Technologiekonzern Apple. Insgesamt machten Techwerte zuletzt knapp 28 Prozent des Portfolios aus. Mit dieser Ausrichtung ist der LBBW Global Warming kein Einzelfall. Das zeigt eine Auswertung, die Jan Tachtler vom Multi-Family-Office HQ Trust für FONDS professionell vorgenommen hat.
In jedem zweiten Fonds findet sich Microsoft in den Top Ten
Tachtler identifizierte in der Morningstar-Datenbank 80 global investierende Fonds, die entweder "Klima", "Global Warming", "Climate" oder Abkürzungen davon im Namen tragen. Für 69 dieser Sondervermögen (52 aktiv gemanagte Fonds und 17 ETFs) fand er Angaben zu den zehn größten Titeln per Ende Juni 2024. Demnach gehört die Microsoft-Aktie in jedem zweiten aktiv gemanagten Klimafonds zu den zehn größten Positionen. Durchschnittlich machte sie 5,6 Prozent des Portfolios aus. Nur die Aktie des Google-Mutterkonzerns Alphabet war im Schnitt noch höher gewichtet (siehe Tabelle).
"Microsoft, Alphabet, Nvidia, Apple – mit dem Kauf vieler Klimafonds würden sich Anleger ein Exposure in den 'Magnificent Seven' ins Portfolio holen", so das Fazit des Fondsselektors. Grundsätzlich könne der Kauf eines Themenfonds Investoren zwar helfen, ihr Portfolio breiter zu streuen. Anleger sollten aber auf die Einzelaktien achten, um keine Überraschungen zu erleben und sich Klumpenrisiken einzufangen. "Etwas überspitzt könnte man sagen: Augen auf beim Klimafondskauf", meint Tachtler.
Ambitionierte Emissionsziele
Bleibt die Frage, was Unternehmen wie Apple mit dem Klimawandel zu tun und folglich im Portfolio des LBBW Global Warming zu suchen haben. "Die IT zählt zu den größten Verursachern von Kohlendioxid", betont Stephan Wittwer, Leiter der Kundenbetreuung im Retailvertrieb von LBBW AM. "Der KI-Boom sorgt für eine enorme Nachfrage nach Rechenzentren, deren Energiehunger mittlerweile ein wesentlicher Klimatreiber geworden ist." Darum sei es durchaus konsequent, als Klimafonds in IT-Konzerne zu investieren, die dieses Problem angehen. "Microsoft beispielsweise hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu wirtschaften. Und bis 2050 sollen über Klimaprojekte die historischen Emissionen seit Firmengründung im Jahr 1975 eliminiert worden sein."
Als weiteres Beispiel nennt Wittwer den Baustoffkonzern CRH. "Die Zementproduktion ist per se sehr CO2-intensiv. Doch CRH gelingt es, die Emissionen durch den Einsatz von Additiven um ein Viertel zu senken." Der Kampf gegen die Klimakrise sei kein Sprint, sondern ein Marathon, meint Wittwer. "Ein Unternehmen muss nicht schon komplett dunkelgrün sein, damit es für ein Investment in Frage kommt. Aber es muss einen glaubwürdigen Weg in Richtung Transformation aufzeigen."
Windrad- und Solarunternehmen verdienen kaum Geld
Ein "Pure Play"-Ansatz mit Fokus auf den Klimaschutz sei in einem Publikumsfonds ohnehin kaum umzusetzen – zumindest nicht profitabel. "Wir würden beispielsweise gerne in Windradbauer oder Solarmodulhersteller investieren", sagt Wittwer. "Das Problem ist aber, dass sehr viele börsennotierte Firmen dieser Branchen aktuell kein oder kaum Geld verdienen. Und die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens ist für uns genau so wichtig wie dessen Nachhaltigkeit." (bm)
Den vollständigen Artikel lesen Sie in FONDS professionell 4/2024 ab Seite 74. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin aufrufen.