"Das Segment der Rüstungsfonds hat sich in einem geopolitisch angespannten Umfeld von einem Nischenthema zu einem dynamisch wachsenden Investmentbereich entwickelt", schreibt Scope-Analyst Andreas Bartels in einer Studie, die FONDS professionell ONLINE vorab vorliegt. Vor allem der russische Angriff auf die Ukraine hat zu einer kräftigen Erhöhung der Verteidigungsbudgets weltweit geführt. Am Kapitalmarkt werde erwartet, dass diese Entwicklung anhalten wird, so Bartels. Das hat die Aktienkurse entsprechender Unternehmen in die Höhe getrieben – und auch das Interesse an thematischen Investmentstrategien, die auf sicherheitsrelevante Branchen setzen.

Zunächst seien vor allem global ausgerichtete Produkte aufgelegt worden, erläutert der Analyst. Inzwischen rückten verstärkt solche mit europäischem Fokus nach. Insgesamt summiere sich das Volumen der derzeit in Deutschland erhältlichen 20 Rüstungsfonds auf 13,3 Milliarden Euro. Die meisten seien als passive ETFs aufgesetzt, vereinzelt existierten auch aktiv gemanagte Fonds. Die vollständige Liste und viele Details finden Sie in den Tabellen oben – einfach durchklicken.

Große Bandbreite der Produkte
Allerdings zeige sich, so Bartels: "Den klassischen Rüstungsfonds gibt es nicht." Die Strategien innerhalb des Segments unterscheiden sich deutlich hinsichtlich regionaler Ausrichtung, Titelselektion und technologischer Schwerpunkte. Einige Produkte setzen auf pure Rüstungstitel, andere kombinieren Verteidigung mit Cybersecurity, Luft- und Raumfahrt oder Sicherheitsinfrastruktur, wie der Analyst erklärt. "Diese Heterogenität erschwert direkte Vergleiche – und macht eine genaue Analyse für Anleger umso wichtiger", mahnt der Fondsexperte.

"Gewisse Form von Hype"
Zudem gelte: "Was man derzeit in vielen Themenfonds beobachten kann, ist eine gewisse Form von Hype." Auch bei sicherheitsbezogenen Investments flössen Kapitalströme häufig stark trendgetrieben – mit entsprechendem Einfluss auf die Aktienkurse. Einige Titel hätten in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich stark zugelegt, was teils zu ambitionierten Bewertungen geführt habe. "Damit rücken zunehmend auch Risiken wie Kurskorrekturen, Gewinnmitnahmen oder Überhitzung einzelner Werte in den Fokus", warnt Bartels.

Starke Streuung bei der Wertentwicklung
Seine Auswertung zeigt: "Besonders ETFs mit einem Fokus auf Unternehmen mit hoher thematischer Relevanz und Pure-Play-Charakter und mit hoher Gewichtung einzelner Wachstumswerte konnten bislang herausragende Renditen erzielen." Gleichzeitig verdeutliche die starke Streuung der Performance-Ergebnisse, wie wichtig die zugrunde liegende Indexzusammensetzung und die regionale Ausrichtung seien.

Aktiv oder passiv? Langzeitdaten fehlen noch
Weiterer zentraler Aspekt sei die Wahl zwischen passiven ETFs und aktiv gemanagten Fonds, sagt Bartels. "Während ETFs mit niedrigeren laufenden Kosten punkten und klar definierte Indizes abbilden, bieten aktive Rüstungsfonds potenzielle Vorteile in der gezielten Titelauswahl und Risikosteuerung – insbesondere in einem volatilen Marktumfeld." Sie setzten oft auf breiter diversifizierte Portfolios und könnten flexibler auf Marktveränderungen reagieren. "Ob die höhere Kostenstruktur langfristig durch eine bessere risikoadjustierte Rendite gerechtfertigt ist, bleibt allerdings abzuwarten – belastbare Langzeitdaten fehlen noch", so der Analyst.

"Rüstungsfonds sind gekommen, um zu bleiben"
Die politische Relevanz des Themas bleibe hoch, resümiert Bartels. "Die geopolitische Lage dürfte auch künftig für stabile bis steigende Verteidigungsbudgets sorgen – ob sich das jedoch weiterhin im gleichen Maß in den Börsenkursen widerspiegelt, ist fraglich." Vieles sei inzwischen eingepreist, und selektive Risiken nähmen zu.

Es lasse sich jedoch festhalten: "Rüstungsfonds sind gekommen, um zu bleiben", schreibt der Scope-Analyst. "Die Kombination aus geopolitischer Realität, steigendem Investoreninteresse und einer wachsenden Produktvielfalt verankert dieses Segment zunehmend in der Fondslandschaft – und fordert Anleger dazu auf, Rendite, Risiko, Verantwortung und Produktauswahl sorgfältig gegeneinander abzuwägen." (ohm)