Wie grün sind die Fonds österreichischer Kapitalverwaltungsgesellschaften wirklich? Das fragen sich viele Anleger, denen die Umwelt und das Soziale nicht egal ist. Die Nachhaltigkeitsrating-Plattform Cleanvest hat im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich wieder einmal nachgesehen. Erfreulich: Das Top-Feld mit einem 100-Prozent-Score ist mit fünf Fonds sehr breit.  

Zum zweiten Mal hat der Aktienfonds Erste WWF Stock Environment den Top-Platz erreicht. Diesmal teilt er sich den ersten Rang mit vier Anleihenfonds, nämlich dem Iqam SRI SparTrust M, dem Schoellerbank Vorsorgefonds, dem Erste Bond Euro Mündelrent und dem AustroMündelRent.

Zertifizierung
Alle fünf sind nach dem österreichischen Umweltzeichen (ZU 49) zertifiziert. Der Erste WWF Stock Environment ist außerdem ein Artikel-9-Fonds nach der EU-Offenlegungsverordnung, er verfolgt also konkrete Nachhaltigkeitsziele.

Ernüchternd ist leider in vielen Fällen die Performance. Dass bei den mündelsicheren Anleihenfonds, die nachhaltig top sind, die Rendite nicht allzu hoch sein kann, ist klar. Doch auch bei den Aktienfonds, von denen potenziell hohe Zuwachschancen ausgehen, müssen Anleger derzeit einen langen Atem haben. Nach dem allgemeinen Markteinbruch durch den russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 (damals hatte es die Nachhaltigkeitsprodukte besonders stark getroffen), kommen die grünen Aktienfonds offenbar nur schwer in die Gänge.

Nur drei Aktienfonds im Top-Nachhaltigkeitsranking
Ins Ranking der zwölf nachhaltigsten Produkte schafften es diesmal nur drei Aktienfonds. Und deren Wertentwicklung ist teils auf Tauchstation: Der Erste WWF Stock hat innert drei Jahren ungefähr die Hälfte seines Werts verloren, der Raiffeisen-SmartEnergy-ESG-Aktien (R) T (Platz 12) um die 30 Prozent; beide sind heuer weiter im Minus. Besser geht es da dem 3 Banken Mensch & Umwelt Aktienfonds (R) (Platz 11), der 2024 und 2023 die Verluste ungefähr aufgeholt hat.

Quelle: ESG-Plus/Cleanvest/Arbeiterkammer OÖ; Stand: Oktober 2024. 

Erste-Asset-Management-Fondsmanager Clemens Klein verweist auf die enorme Marktdynamik in Fonds wie seinem. Der Erste WWF Stock hatte davor den Anlegern sehr hohe Gewinne gebracht, nämlich 2019 einen Wertzuwachs um nahezu 50 Prozent, und 2020 noch einmal fast 80 Prozent. Anleger können sich zum einen hier sicher sein, dass sie ausschließlich "Pure Plays" bekommen, also Unternehmen, die wirklich umweltfreundliche Technologien verfolgen. Andererseits handelt es sich aber häufig um kleine bis mittlere Nischenanbieter, die bei Erschütterungen oft stark abgestraft werden.

Nach Übertreibung nach unten, hoffen, auf Drehen der Stimmung
So war es auch im Erste-Fonds: Die keinen Unternehmen waren von Problemen der vergangenen Jahre wie Lieferverzögerungen und Zinsanstiege stärker betroffen als große Player. Dazu kommt aktuell noch der Wahlsieg des Klimawandel-Skeptikers Donald Trump in den USA, der erneut die Kurse stark nach unten zog. Zu Unrecht, wie Fondsmanager Klein meint. Er sieht eine Übertreibung: Trotz "höherer erwarteter Wachstumsraten über die kommenden Jahre liegen viele Bewertungskennzahlen mittlerweile deutlich unter jener des Gesamtmarktes", so Klein. Wann die Stimmung für das Marktsegment drehen wird, könne man nicht prognostizieren. "Langfristig betrachtet waren es aber immer Bewertungen und Wachstum, die zu einer guten Performance am Aktienmarkt geführt haben, weshalb wir das aktuelle Niveau für attraktiv erachten", erklärt Klein.

Auch bei der Raiffeisen KAG zeigt sich Fondsmanager Hannes Loacker zuversichtlich, "dass fallende Zinsen, historisch attraktive Bewertungsniveaus vieler im Fonds enthaltener Unternehmen sowie ein verstärkter Fokus auf Small- und Midcaps in den nächsten Jahren ein bis zwei Jahren", wieder attraktive Chancen bieten würden.

Eines zeigt sich jedenfalls deutlich: Für Wertpapierberater gibt es genügend Arbeit, ihren nachhaltigkeitsbewussten Kunden die Funktionsweise von Nachhaltigkeitsinvestments zu erklären, zu der hohe Chancen, aber auch hohe Drawdowns gehören können.

Kriterien
Basis für die Bewertung der insgesamt 215 Fonds waren 23 Nachhaltigkeitskriterien mit 122 thematischen Unterkriterien, die von der AK OÖ gemeinsam mit dem Nachhaltigkeits- und Fondsdaten-Analysten ESG Plus und deren Plattform Cleanvest.org entwickelt wurden.


Service: Die Detailergebnisse für die Auswertung 2024 finden Sie hier (Externer Link).
Anleger können auch nach Assetklassen suchen: 

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