Vor etwa acht Jahren schossen im deutschsprachigen Raum Robo-Berater für Kleinanleger wie Pilze aus dem Boden – regelbasierte, elektronische Systeme, die das Vermögen rational, automatisch und kostengünstig anlegen sollten. Bei den Anlegern erwiesen sich die Produkte in vielen Fällen nicht als Verkaufsschlager. Die Forschungen der französischen Wissenschaftlerin Marie Brière, Head of Investors' Intelligence & Academic Partnership beim Amundi Institute, zeigen, welche Fehler gemacht wurden.

Kontrolle geben
Um die Akzeptanz bei den Kunden zu erhöhen, sei es ratsam, ihnen die Kontrolle über ihre Entscheidungen zu geben. "Manche Modelle am Markt automatisieren ja die Entscheidung komplett. Das heißt: Sobald ein Kunde zustimmt, wird sein Portfolio automatisch ausbalanciert, und er kann nicht eingreifen", so Brière im Interview mit FONDS professionell. Untersuchungen zeigen hingegen, dass Menschen einer Künstlichen Intelligenz mehr vertrauen, wenn sie diese kontrollieren können.

Die Anlageergebnisse im Robo-Advisory seien sehr überzeugend. So sehe man etwa im Modell, das Amundi für die "Employee Savings Plans" (betriebliche Vorsorge) implementiert hat, dass Mitarbeiter, die die Asset Allocation dem Robo Advisor anvertrauten, eine zusätzliche Rendite von zwei Prozent pro Jahr gegenüber einer Kontrollgruppe erzielten.

Mehr Rendite durch Rebalancing und höhere Aktienquote
"Diese Verbesserungen lassen sich zur Hälfte durch eine höhere Risikoexposition erklären. Die Menschen investieren auf diesem Weg mehr in Aktien. Und die andere Hälfte ist auf das dynamische Rebalancing zurückzuführen, das der Robo vornimmt, Anleger aber oft vergessen", so Brière.

Modelle, in denen ein menschlicher Berater mit dem Robo kombiniert wird, würden Forschungsergebnissen zufolge besonders gut funktionieren. Zum einen steigt die Qualität der Beratung: So zeigen die wissenschaftlichen Untersuchungen, dass humane Berater junge Menschen und Frauen zu wenig nach ihrer Situation befragen und folglich auch nicht ausreichend beraten. Ein Robo Advisor macht solche Fehler nicht. Zum anderen könne die Robo-Mensch-Kombination dabei helfen, in den entscheidenden Momenten das Richtige zu tun. So könnte die Technologie – je nach Ausgestaltung – den Beratern die Kunden herauszufiltern, die in schwierigen Phasen zu Überreaktionen neigen. Diese eingegrenzte Zahl an Kunden kann dann leichter gesondert angeleitet werden. (eml)


Das gesamte Interview mit Marie Brière finden Sie in der Heftausgabe 4/2024 von FONDS professionell ab Seite 204. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.