Eyb & Wallwitz: Wann Token in Fonds Standard sind
Die Zukunft der Finanzwelt wird digitaler und tokenisierte Assets werden zukünftig auch im Asset Management Einzug halten, ist Eyb & Wallwitz überzeugt.
Im Sommer 2021 wurde in der Schweiz der erste Picasso tokenisiert und dadurch Einzelinvestoren ermöglicht, für 5.000 Schweizer Franken in einen Teil des Kunstwerks zu investieren. Was für immaterielle Güter immer häufiger angewendet wird, steckt zwar in der Fondsbranche erst in den Kinderschuhen, wird aber auch hier perspektivisch Einzug halten.
Zum Verständnis: Die Tokenisierung von Assets bezeichnet die Abbildung von Vermögenswerten mit sogenannten Tokens. Das kann mittels der Blockchain erfolgen, aber auch über andere auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) basierende Verfahren. Die DLT ermöglicht die fälschungssichere Übertragung von Tokens, wobei die Transaktion im Netzwerk verifiziert wird. Jede DLT basiert darauf, dass neue Transaktionen in die Ledger aller Teilnehmer am Netzwerk übernommen werden. Um zum Beispiel eine Transaktion zu fingieren, müssten zeitgleich mindestens 51 Prozent der Rechner im Netzwerk gehackt werden. Damit bietet die DLT das Potenzial einer sicheren Transaktion, ohne die Notwendigkeit einer eingeschalteten dritten Partei zur Überprüfung. Dies spart Zeit und vor allem reduziert es die Kosten.
Drei Zukunftsszenarien von tokenisierten Assets
Und diese Vorteile sind nur der Anfang. In der Zukunft ermöglichen sie weitere Anwendungsszenarien. So könnten tokenisierte Assets zum Beispiel über Smart Contracts an Bedingungen geknüpft werden. Denkbar wäre dann zum Beispiel, dass Kunden vollautomatisiert einen Aufschlag oder ein Vorverkaufsrecht erhalten, wenn sie ihre Anteile über eine bestimmte Zeitspanne halten.
Sollte der digitale Euro kommen und auf der Blockchain abgebildet werden, wäre zudem der Convenience-Faktor, der bei Anlegern bereits jetzt eine immer größere Rolle spielt, noch größer: Anleger müssten dann kein Geld mehr in Kryptowährungen umtauschen, um einen Token zu erwerben, sondern könnten in Echtzeit ihren digitalen Euro in Tokens umtauschen, welche Aktien, Fondsanteile oder andere Vermögenswerte abbilden.
Und ein drittes Szenario betrifft die elektronische Identität. Bereits Realität in Luxemburg: Technologien wie Blockchain oder DLT machen es möglich, sämtliche personenbezogenen Informationen und Dokumente wie Personalausweis, Führerschein oder Sozialversicherungsnummer sicher und zentral in einem Wallet zu bündeln — und so Legitimierungsprozesse deutlich zu vereinfachen. Kunden, die sich zentral einmal legitimiert haben, könnten dann mit jeder im Netzwerk angeschlossenen Bank Geschäfte tätigen – und dies ohne zusätzliche Legitimierung.
Was bis zum Durchbruch von tokenisierten Assets noch passieren muss
Das alles wird nicht morgen möglich sein. Es wird noch mindestens fünf Jahre dauern, bis tokenisierte Assets auch im Asset Management zum Standard gehören. Ein Grund ist Know-how — und damit Vertrauen: Zwar hat spätestens seit dem Kryptohype nahezu jeder schon einmal den Begriff Blockchain gehört. Was eine Blockchain genau ist oder wie sie funktioniert, können aber die wenigsten erklären. Hinzu kommt die Regulierung: Deutschland ist hier ebenso wie Luxemburg schon sehr weit. Es gibt bereits Kryptowertpapiere, das Geldwäschegesetz wurde angepasst, die Verwahrlizenzen sind geregelt und weitere Regulierungen sind ausstehend, noch bevor die europäische Verordnung über Märkte für Kryptowerte (Markets in Crypto-Assets Regulation, kurz: Micar) frühestens Anfang 2024 in Kraft tritt.
Und zu guter Letzt braucht es Zeit. Wie alle neuen Entwicklungen und Trends muss auch die Tokenisierung organisch wachsen. Das bedeutet: Es muss sich Know-how aufbauen, die entsprechende Infrastruktur entstehen, die Nachfrage stetig steigen und sinnvolle Use Cases entwickelt werden. (mb)