Der Ruf des aktiven Managements hat in den vergangenen Jahren sehr gelitten: Zu schlecht schnitten die meisten Portfoliomanager im Vergleich zu ihrer Benchmark oder einem entsprechenden ETF ab. Doch ganz so übel, wie manche tun, steht es um die Erfolgsquote in der Branche nicht – vorausgesetzt, es handelt sich um wirklich aktives Management.

Ein Fonds, der am Index klebt, aber 1,5 Prozent Kosten im Jahr tragen muss, hat gegen seinen Billigkonkurrenten aus dem ETF-Regal natürlich keine Chance. "Wer Alpha liefern will, muss sich schon trauen, deutlich vom Index abzuweichen – sonst wird es sehr schwer, den Anlegern einen Mehrwert zu bieten", sagt Werner Lang, Geschäftsführer des Greiff Research Instituts, einer Tochtergesellschaft des Freiburger Vermögensverwalters Greiff Capital Management.

Sonderauswertung für FONDS professionell
Lang analysiert regelmäßig das Universum der in Deutschland zugelassenen Publikumsfonds. Dabei vergleicht er die Ergebnisse der tatsächlich aktiven Manager mit denen des gesamten Feldes, und das für insgesamt 132 Fondskategorien aus der Morningstar-Datenbank. Als Maßstab für Aktivität dient ihm dabei der Tracking Error, der die Abweichung vom Vergleichsindex misst. Die Hälfte der Fonds mit dem höheren Tracking Error gilt ihm als wirklich aktiv gemanagt.

Langs quartalsweise erstellte Studie hilft ihm und seinen Kollegen dabei, Zielfondskandidaten für die Greiff-Mandate zu identifizieren. Für FONDS professionell nahm er eine Sonderauswertung unter einem besonderen Blickwinkel vor: Im Zentrum steht die Frage, in welchen Kategorien es sich lohnt, gezielt nach besonders aktiven Managern Ausschau zu halten. Als Basis dienen Lang die Hauptanteilsklassen aller Publikumsfonds mit Vertriebszulassung in Deutschland, die seit mindestens zehn Jahren am Markt sind. ETFs, nicht börsengehandelte Indexfonds und Dachfonds wurden aussortiert. Die wichtigsten Ergebnisse hat die Redaktion in der Bilderstrecke oben grafisch aufbereitet.

Lieber passiv investieren?
Ein wesentliches Ergebnis: "In den wichtigsten Hauptkategorien erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, einen Outperformer zu finden, deutlich, wenn man in den Topf mit den wirklich aktiv gemanagten Fonds greift", sagt Lang. "Das gilt sowohl für Aktien- als auch für Renten-, Multi-Asset- und Alternatives-Fonds." Nur bei den Geldmarkt- und Rohstofffonds zeigt sich ein anderes Bild: Dort gelang es der aktiveren Hälfte der Manager auf Sicht von zehn Jahren nicht, besser abzuschneiden als die Gesamtheit der Fonds.

Lang warnt davor, die Zahlen falsch zu interpretieren: "Die Studie dient nicht in erster Linie dazu, die Frage zu beantworten, ob es in einer bestimmten Anlageklasse ratsamer erscheint, einen aktiv verwalteten Fonds oder einen ETF einzusetzen", betont er. "Vielmehr geht es um eine Einordnung, wo Anleger, die sich schon für aktives Management entschieden haben, nach hochaktiven Fonds suchen sollten."

Nicht einmal jeder fünfte Europaaktienfonds schlägt seinen Index
Eine gewisse Indikation dahingehend, ob sich eine bestimmte Assetklasse vielleicht besser über einen Indexfonds abdecken lässt, gibt Langs Studie aber dennoch. Das zeigt etwa ein Blick auf die wichtigsten Subkategorien der Fondswelt. So gelingt es nicht einmal jedem fünften Europaaktienfonds, seinen Vergleichsindex zu schlagen. Bei den Fonds mit höherem Tracking Error liegt diese Quote zwar doppelt so hoch, beträgt aber immer noch nur 38,2 Prozent – keine tollen Aussichten.

Sprich: Die Entscheidung, bei europäischen Aktien zu einem ETF zu greifen, ist durchaus rational. Damit lässt sich der Index nach Kosten zwar nicht schlagen, wesentlich schlechter als der breite Markt schneiden Anleger aber auch nicht ab – ein Risiko, dass mit einem aktiv gemanagten Fonds durchaus gegeben ist.

Aktivität hebt Erfolgsquote über 50 Prozent
Besonders interessant wird es in Assetklassen, in denen die Entscheidung für wirklich aktives Management die Wahrscheinlichkeit, einen Gewinner-Fonds zu finden, über 50 Prozent hebt. Das trifft beispielsweise auf die Emerging Markets zu: Nicht einmal 30 Prozent der global investierenden Schwellenländeraktienfonds gelingt es, den Index zu schlagen. "Wäre es demnach schlau, gleich zum ETF zu greifen?", fragt Lang. "Nein, denn wer in den Topf der Fonds mit hohem Tracking Error greift, angelt sich mit einer Wahrscheinlichkeit von gut 57 Prozent einen Outperformer." (bm)