"Comeback" auf Bleifüßen – PZV-Markt liegt am Boden
Rückgang trotz Verkaufsplus: Zwar ziehen die Neuabschlüsse bei der Prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge (PZV) zum zweiten Mal in Folge leicht an. Insgesamt liegt der Markt des einstigen Prestigeprojektes aber darnieder, zeigen neue Zahlen.
Der PZV-Markt schrumpft weiter. Ende 2024 verwalteten Österreichs Versicherungen rund 782.000 Verträge, das ist ein Rückgang um gut 6,8 Prozent zum Jahr davor, wie aus dem neuen PZV-Bericht der FMA hervorgeht.
Alle Versicherungsunternehmen meldeten demnach ein Minus beim Bestand. Dieser sank laut den Angaben bereits das zwölfte Jahr in Folge.
Neugeschäft zum zweiten Mal im Plus – auf extrem tiefen Niveau
Da hilft es auch nichts, dass es beim Neugeschäft seit dem absoluten Tiefstand im Jahr 2022 nun zum zweiten Mal in Folge ein Plus gibt. Dieses reicht bei Weitem nicht aus, die hohe Zahl auslaufender oder gekündigter Verträge zu kompensieren. Nur 8.077 Österreicher schlossen 2024 eine PZV ab; das sind 8,4 Prozent mehr als 2023. "Es ist anzunehmen, dass in der Zukunft die Nettovertragszuwächse weiterhin negativ sind", schreiben die FMA-Fachleute in dem Bericht.
Aktiv bieten nur noch vier Versicherungen PZV-Verträge an. Insgesamt haben noch 19 Versicherungen Bestände. Unter den Fondsgesellschaften haben sich alle bereits vor rund zehn Jahren aus dem Neugeschäft verabschiedet.
VIG im Mittelpunkt
Es handelt sich um einen hochkonzentrierten Markt: Ein Großteil der Neuverträge wird von Gesellschaften verkauft, die zum VIG-Konzern gehören; auch beim gesamten Prämienvolumen entfällt mehr als die Hälfte auf diese Unternehmensgruppe.
Die 2003 eingeführte PZV galt als Prestigeprojekt der schwarz-blauen Regierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel. Landläufig auch "Grasser-Pension" genannt, nach dem damaligen Finanzminister, sollten sie zur "Zweitpension für jeden" werden. Tatsächlich hatten zur Spitzenzeit, im Jahr 2012, rund 1,6 Millionen Österreicher einen PZV-Vertrag.
Dass die damit politisch und auch individuell verknüpften Träume zerplatzten, hatte mehrere Gründe. Dazu zählt eine teure Kapitalgarantie – das Vermögen muss zu 100 Prozent abgesichert werden. Etliche Verträge wurden rund um die Finanzmarktkrise ausgestoppt – sie mussten ihren Aktienanteil komplett herunterfahren. Den endgültigen Stoß in die Bedeutungslosigkeit versetzte dem Produkt im Jahr 2012 die Regierung aus Rot und Schwarz, indem sie die staatliche Prämie radikal von bis zu 9,5 Prozent auf nunmehr 4,25 Prozent zurückstutzte. Das jahrelange Niedrigzinsumfeld lastete zusätzlich auf den Renditeerwartungen.
Plus dank Zinswende
Der leichte Anstieg bei den Neuabschlüssen ist dem Ende der Niedrigzinsphase zu verdanken. Weil nun auch sichere Anleihen wieder Zinsen abwerfen, fällt es Versicherungen leichter, die Kapitalgarantie abzudecken.
Die staatliche Prämie setzt sich aus einem fixen Bestandteil in Höhe von 2,75 Prozent und dem variablen Zinssatz für die Bausparförderung zusammen, der zwischen 1,5 und vier Prozent liegt. Im Jahr 2009 konnten PZV-Anleger bisher die höchste staatliche Prämie vereinnahmen, nämlich gut 210 Euro bei rund 2.214 Euro an maximal förderungswürdigen Einzahlungen. Davon ist man heute weit entfernt: Maximal 3.337,85 Euro können prämienbegünstigt eingezahlt werden, wobei eine Förderung von 141,86 Euro herausschaut. (eml)




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