Amundi-Experte: ETF und Steuern – worauf Anleger jetzt achten sollten
Vincent Denoiseux von Amundi erklärt im Interview mit FONDS professionell, dass angesichts der sinkenden Kosten bei passiven Produkten die Steuerkomponenten in den Vordergrund rücken.
Amundi hat vergangenes Jahr den günstigsten ETF auf den MSCI USA Index mit nur 0,03 Prozent Management Fee herausgegeben. Knapp darüber, im Bereich von fünf oder sieben Basispunkten, gibt es etliche weitere passive Produkte. Mit dem Zusammenschmelzen der Kosten rücken Überlegungen in den Vordergrund, die früher für Anleger oft ein Nebenschauplatz waren: Der Steuerkomponente komme eine immer wichtigere Rolle zu, sagt Vincent Denoiseux, Head of Investment Strategy bei Amundi ETF, in einem Interview, das in voller Länge in der neuen Heftausgabe von FONDS professionell erschienen ist.
Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob ein Index physisch oder mit einem Swap abgebildet wird. Insbesondere, wenn es um die Besteuerung von US-Aktien geht. Die US-Steuergerichtsbarkeit hat den S&P 500 als qualifizierten Index gemäß "IRS 871 m" definiert. "Das bedeutet, dass man als Broker keine Steuern auf Dividenden von Aktien zahlt, die man in Bezug auf ein Derivat hält. Wenn der ETF den Swap kauft, dann muss unser Broker keine Steuer auf die Dividenden zahlen. Das führt dazu, dass unser ETF auf den S&P 500 die Nettorendite des S&P 500 Index wahrscheinlich deutlich übertreffen wird. Ich würde sagen, um 20 oder 30 Basispunkte", so Denoiseux im Gespräch mit der Redaktion.
Einfaches Produkt mit komplexen Überlegungen
Die genaue Performance hänge von der Höhe der Dividendenrendite ab: je höher die Rendite, desto vorteilhafter für synthetische ETFs. "Der ETF ist ein einfaches Produkt, aber in einer Welt, in der Produkte nur drei Basispunkte kosten, sind diese Zahlen wichtig", sagt der Experte.
Auch das Fondsdomizil ist wesentlich. Nicht alle Anleger können in Swap-basierte Produkte investieren, weil für sie nur physisch replizierende Indexfonds infrage kommen. Hier kann – wenn man beim Beispiel US-Aktien bleibt – Irland gegenüber Luxemburg Vorteile haben. Bei einem in Luxemburg aufgelegten Fonds oder ETF kommt es in der Regel zu einer Dividendenbesteuerung von 30 Prozent auf US-Aktien. "Bei einer Dividendenrendite von zwei Prozent würden Sie also um die 60 Basispunkte zahlen. Es ist eine kleine Zahl, aber für uns kann sie das 20-Fache der Gesamtkostenquote des ETF ausmachen. Ein in Irland ansässiger ETF zahlt nur 15 Prozent und damit die Hälfte", so der Experte.
Interesse an Swap-basierten Produkten steigt
Noch vor drei, vier Jahren hätten sich wenige Kunden für Details wie Swap-basiert oder physisch repliziert interessiert. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich die Anleger jedoch mehr mit den Risiken und Vorteilen dahinter auseinandergesetzt. Die Nachfrage nach Swap-basierten Produkten steige "sehr stark".
Ein untergeordnetes Thema sind bei Amundi momentan noch die aktiven ETFs, die in den USA ein großer Trend sind. Das Segment dürfte nicht zuletzt gerade deshalb auch in Europa in den Vordergrund rücken, weil US-Präsident Donald Trump mit seinem Zoll-Chaos die Börsen auf Achterbahnfahrt schickt. Anlegern in passiven ETFs bereitet das Sorgen.
Die Nachfrage nach aktiven ETFs wächst in Europa zwar. Man müsse aber bedenken, dass der Boom in den USA durch Steuervorteile gegenüber klassischen aktiven Fonds ausgelöst wird. In Europa gibt es diesen Steuervorteil nicht. "Wir schauen uns das natürlich an. Momentan konzentrieren wir uns auf die beiden Segmente aktives Fondsgeschäft auf der einen und passive ETFs auf der anderen Seite", so Denoiseux. (eml)
Das gesamte Interview können Sie in der Heftausgabe 1/2025 von FONDS professionell lesen oder nach Anmeldung hier im E-Magazin.