Regierungsprogramm: Jetzt tatsächlich das Richtige tun!
FONDS professionell Chefredakteur Georg Pankl über das neue Regierungsprogramm und die fehlenden Impulse für die private Altersvorsorge.
Seit Anfang März hat Österreich eine neue Regierung. Mit der Dreierkoalition von ÖVP, SPÖ und Neos sieht sich die Republik einem politischen Experiment mit ungewissem Ausgang gegenüber. Aus Sicht des Kapitalmarktes darf man sich jedenfalls nicht allzu viel von der neuen Konstellation erwarten – zumindest lässt ein Blick in das Anfang März vorgestellte Regierungsprogramm diesen Schluss zu.
Das über 211 Seiten starke Papier mit dem Titel "Jetzt das Richtige tun" enthält nur wenige positive Impulse für den heimischen Kapitalmarkt. Ein klares Bekenntnis zur privaten Altersvorsorge fehlt. So wird etwa kein Vorsorgedepot vorgeschlagen, auf dem Privatanleger steuerbegünstigt einen gewissen Betrag in Fonds, Anleihen oder Aktien anlegen könnten.
Kapitalmarktes besser zugänglich machen
Dabei wäre es gerade für die jüngere Generation wichtiger denn je, die Chancen des Kapitalmarktes besser zugänglich zu machen. Denn eines steht fest: Das österreichische Pensionssystem steuert weiter auf die Unfinanzierbarkeit zu. Jahr für Jahr müssen rund 30 Milliarden Euro aus Steuermitteln zugeschossen werden. Und die demografische Entwicklung verschärft das Problem: Bis 2050 wird die Zahl der über 65-Jährigen um mehr als 900.000 steigen, während die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter um rund 270.000 sinkt. Es braucht daher eine attraktive, steuerlich begünstigte Lösung für die private Altersvorsorge – und zwar ohne kostenintensive Kapitalgarantie.
Dass Aktien hier das Mittel der Wahl sind, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Wer vor 25 Jahren 10.000 Euro in einen österreichischen Sparbuch-Durchschnittszins (durchschnittlich 1 % p. a.) investiert hat, hat heute rund 12.800 Euro. Wer denselben Betrag in einen breit gestreuten Aktienindex wie den MSCI World investiert hätte (durchschnittliche Rendite ca. 7 % p. a.), hätte heute 54.000 Euro – trotz aller Krisen.
Ein Funken Hoffnung
Sieht man sich das Regierungsprogramm im Detail an, ist zumindest noch ein Funken Hoffnung vorhanden. So findet sich auf Seite 27 der vage Satz: "Evaluierung von Möglichkeiten zur Vorsorge für junge Menschen auch für Wertpapiere (z. B. ETF-Sparpläne)." Diese Formulierung lässt viel Spielraum offen – und erinnert an das schwarz-grüne Regierungsprogramm. Dort wurde eine KESt-Befreiung für langfristige Wertpapierinvestments angekündigt, aber nie umgesetzt. Es zeigt sich: Papier ist geduldig. Man kann nur hoffen, dass die Regierung jetzt tatsächlich das Richtige tut …