Kryptomärkte: Ende eines Booms?
FONDS professionell-Chefredakteur Georg Pankl über den Kollaps der Kryptobörse FTX und warum mehr Regulierung das Problem wohl nicht verhindert hätte.
Während für Banken, Versicherungen, Wertpapierfirmen und Vermögensberater kaum ein Jahr vergeht, in dem die für sie geltenden aufsichtsrechtlichen Vorgaben nicht noch weiter verschärft werden, blieb die Kryptobranche lange Zeit vergleichsweise unreguliert. Damit könnte nun Schluss sein: Der Kollaps der Kryptobörse FTX hat nur einmal mehr klar gezeigt, dass hier Handlungsbedarf besteht. Im Fall von FTX handelt es sich nur um das jüngste Beispiel aus einer langen Liste von großen Namen, die inzwischen Geschichte sind. Sie reicht vom im Sommer 2022 geschlossenen und bis dahin in Singapur ansässigen Hedgefonds Three Arrows Capital über die Kryptoplattform Celsius Network bis zu den Brokern Voyager Digital und Onecoin – stets ging es um Milliardenbeträge.
Es liegt daher nahe, dass nun Rufe nach einer strengen Regulierung der Krypto-Asset-Szene laut werden. Aber hätte man die jüngste Katastrophe mit Hilfe von mehr Regulierung verhindern können? Das kann niemand mit Sicherheit beantworten, fest steht aber, dass im Fall FTX neben einer großen kanadischen Pensionskasse auch Hedgefonds und der Staatsfonds von Singapur zu den Geschädigten zählen. Man muss annehmen, dass sie dem Unternehmen nicht einfach blind vertraut haben, sondern getäuscht wurden – wie dies schon früher in ähnlichen Fällen wie Enron oder Wirecard passiert ist.
Die Annahme, dass Kapitalmarktwächter früher reagiert oder mehr erkannt hätten, darf man wohl anzweifeln. Daher sollte man sich auch nicht allzu viel von den nun in Vorbereitung befindlichen Regularien für die Kryptomärkte erwarten. In Europa befindet sich derzeit die "Markets in Crypto-Asset Regulation" (MiCA) kurz vor der Fertigstellung. Diese neue Regulierung greift nach aktuellem Wissensstand ab 2024. Funktioniert sie nach dem Vorbild der bestehenden Regeln für die Investmentbranche, werden sich Betrüger nach neuen Geschäftsmöglichkeiten umsehen – denn sobald ein Markt streng reguliert ist, wird er auch unattraktiver.
Tatsächlich sind korrekt abgewickelte Depoteröffnungen und Wertpapierkäufe heute bereits so kompliziert und mühsam, dass man wohl so manchen Privatanleger mit diesen Schutzmaßnahmen in die Arme von Anbietern treibt, die – ohne Papierkrieg – raschen Reichtum versprechen. Man sollte sich von der Illusion verabschieden, dass man Betrug endgültig ausrotten kann, indem man ehrlich arbeitende Marktteilnehmer immer noch strenger überwacht. (gp)