Wer auch immer in der Londoner Dependance des US-Asset-Managers Wisdom Tree die Idee hatte, den ersten Verteidigungs-ETF mit Fokus auf Europa zu lancieren: Sie oder er hat sich den Bonus für das Jahr 2025 heute schon verdient. Der Wisdom Tree Europe Defence ETF verwaltet keine drei Wochen nach seiner Auflage sagenhafte 430 Millionen Euro. Ein schönes Beispiel dafür, dass sich die richtige Idee zur richtigen Zeit tatsächlich auszahlen kann, und zwar wortwörtlich.

Auf die Schulter klopfen dürfen sich auch die Produktstrategen beim Londoner Investmenthaus Han-ETF, dessen Future of Defence ETF mittlerweile mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar verwaltet. Als dieser Fonds aufgelegt wurde – im Juli 2023 – galten die USA noch als verlässlicher Partner. Darum erschien es logisch, den Investitionsschwerpunkt auf Rüstungskonzerne aus den Nato-Ländern zu setzen. Doch die Zeiten haben sich bekanntlich geändert. Daher ist es nur konsequent, dass Han-ETF bald einen ETF auf den europäischen Rüstungssektor folgen lassen möchte.

Auch die Sparkassen springen auf den Trend auf
Dass Anleger offensichtlich ihr Depot aufrüsten möchten, haben auch andere ETF-Anbieter erkannt. Im Februar 2024 lancierte Blackrock den iShares Global Aerospace & Defence ETF, der aktuell immerhin 405 Millionen US-Dollar verwaltet. Seit September 2024 können Investoren zudem zum Global X Defence Tech ETF (108 Millionen Dollar) greifen, im Monat darauf folgte der Invesco Defence Innovation ETF (15 Millionen Dollar).

Sogar der deutsche Sparkassensektor ist auf den Trend aufgesprungen: Der Anfang Februar lancierte Deka-Security and Defense verwaltet aktuell gut 85 Millionen Euro, der LBBW Sicher Leben, der seit Ende Januar vermarktet wird, rund 37 Millionen Euro. Die Manager dieser beiden Fonds legen sich allerdings nicht nur Rüstungskonzerne ins Portfolio, sondern fassen das Investmentthema weiter: Willkommen sind auch Cybersecurity-Spezialisten oder Hersteller von Alarmanlagen. Sicher ist sicher.

Interessante Parallele zu den Nachhaltigkeitsfonds
Allein in den oben genannten, teils erst wenige Wochen alten Fonds stecken in Summe schon rund 2,6 Milliarden Euro – Geld, das zuvor woanders investiert war. Zyniker könnten vermuten: in Nachhaltigkeitsfonds.

Tatsächlich tut sich eine interessante Parallele zu den Öko- und Ethikfonds auf, die bei Anlegern und Anbietern vor wenigen Jahren ähnlich hoch im Kurs standen wie aktuell die Rheinmetall-Aktie. Die Finanzbranche läuft nämlich Gefahr, ihren Kunden bei den Rüstungs-ETFs eine ähnlich dreiste Geschichte zu erzählen wie einst bei den ESG-Investments.

Irreführende Kommunikation
Wer Nachhaltigkeitsfonds kauft, hilft beim Klimaschutz, hieß es früher mitunter. Dass der Windradhersteller keinen Cent frisches Geld bekommt, nur weil ein Fondsmanager über die Börse Aktien seines Unternehmens kauft, wurde nicht näher thematisiert. Unter dieser unzulässigen Vereinfachung leidet die Fondsbranche noch immer, Stichwort Greenwashing.

Eine ähnlich irreführende Kommunikation sollten Asset Manager und ihre Vertriebspartner bei ihrem neuen Lieblingsthema daher vermeiden. Denn wer einen Rüstungs-ETF kauft, hilft Rheinmetall und Co. nicht dabei, die neuen Panzer zu bauen, mit denen die EU-Ostgrenze gesichert wird. Dieses Geld kommt schon vom Staat. Wer wirklich bei der Finanzierung von Europas Aufrüstung helfen möchte, sollte also keine Themenfonds kaufen, sondern deutsche Staatsanleihen.