Altersvorsorge: Neue Regierung, alte Probleme
FONDS professionell Chefredakteur Georg Pankl über die Problematik, dass die Österreicher mit ihren Vermögen im Vergleich zu anderen Ländern nur sehr geringe Renditen erzielen.
Derzeit stehen die Zeichen weiterhinn auf eine türkis-grüne Koalition, was für Österreich eine neue politische Konstellation bedeuten würde. Wie eine gemeinsame Politik dieser beiden doch so unterschiedlichen Gruppierungen aussehen wird, darauf darf man gespannt sein. Fest steht dabei aber schon ab dem Start, dass auch die nächste Regierung dieselben alten Probleme zu lösen haben wird, die schon bisher auf die lange Bank geschoben wurden.
Zu den unangenehmsten davon zählt wohl das Thema Altersarmut. Angesichts der weiter steigenden Lebenserwartung bei vergleichsweise nur langsam ansteigendem Pensionsantrittsalter ist fraglich, wie nachhaltig das staatliche Pensionssystem langfristig sein wird. Weniger fraglich ist hingegen die Rentabilität der privaten und betrieblichen Vorsorge. Mit Christine Lagarde tritt eine EZB-Chefin an, die am bisherigen Kurs der tiefen Zinsen festhalten will. Österreichs Sparer trifft das besonders hart, denn hierzulande sind die Geldvermögen der Haushalte extrem "risikoarm" veranlagt. Bargeld und Einlagen machen in der Breite einen großen Anteil des Vermögens aus, Pensionsansprüche, die am Kapitalmarkt veranlagt werden, sowie eigene Veranlagungen in Aktien oder Investmentfonds einen relativ kleinen Anteil.
Die Konsequenz: Die Österreicher erzielen mit ihren Vermögen im Vergleich zu anderen Ländern nur sehr geringe Renditen. Wie drastisch sich dies auswirkt, zeigt eine aktuelle Untersuchung des Thinktanks "Agenda Austria", die auf Grundlage der finanzwirtschaftlichen Gesamtrechnung errechnet hat, dass die österreichischen Haushalte aus ihrem Vermögen einen der niedrigsten realen Erträge in der Eurozone erzielen. Die Rendite beträgt real seit dem Ausbruch der Finanzkrise nur rund 0,5 Prozent – und das obwohl es an den Aktien- und Anleihenmärkten in der Zwischenzeit einen deutlichen Anstieg gegeben hat. Andere Länder wie die Niederlande oder Dänemark haben im selben Zeitraum ein Vielfaches an Rendite erzielt. Die hohen Renditen sind auch damit begründet, dass es dort eine starke zweite und dritte Säule der Altersvorsorge gibt, die kapitalmarktnah zugunsten der Sparer veranlagt. In Dänemark etwa wird 35-mal so viel für die eigene Pension in Form kapitalgedeckter privater Vorsorgeprodukte veranlagt wie bei uns.
Um langfristig auch in Österreich ein ähnliches Niveau zu erreichen, müsste die künftige Regierung eine völlig neue Ära in der Kapitalmarktkultur einläuten. Ein erster Schritt sollte dabei sein, Sparbuchzinsen nicht weiter mit einem im Vergleich zu Wertpapieren begünstigten Steuersatz zu belegen. Die Kapitalertragsteuer sollte für alle Anlageformen auf 25 Prozent gesenkt werden. Angesichts der offensichtlichen Herausforderungen für die Finanzierung der öffentlichen Altersvorsorge braucht es zudem günstige und steuerlich attraktive Vehikel für die private Vorsorge. Ein endbesteuertes Vorsorgedepot für die eigene Altersvorsorge wäre hier das Mittel der Wahl.
Kommentare
sehr witzig...
Antwortenegal ob pensionskassen, vorsorgekassen, zukunftsvorsorge - alle haben sie relativ hohe kosten und geringe renditen. banken, versicherungen und fondsgesellschaften verdienen, nur der zukünftige pensionist nicht. bei ca. 80% anteil staatsanleihen im portfolio kann ja auch nicht allzuviel rausschauen. und immer ist das staatliche pensionssystem unsicher - das hat ja nur 2 weltkriege, hyperinflation sowie unzählige sonstige krisen überstanden :) m.e. wäre es sinnvoll, analog dem norwegischen staatsfonds gelder für die vorsorge zu bündeln und anzulegen, allerdings im wissen, dass dies nur einen teil der zukünftigen pension darstellen kann. neben pensionskonto ein pensionsdepot, das von kest befreit ist bei widmungsgemäßer verwendung und die finanzintermediäre außen vor lassen.
maidenfritz am 09.12.19 um 12:49