Zinssenkung? Fed-Chef hat wegen Konjunkturstärke keine Eile
US-Notenbankchef Jerome Powell hat die jüngste Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft als "bemerkenswert gut" bezeichnet und angemerkt, die Fed habe Spielraum für eine vorsichtige Lockerung der Geldpolitik.
"Die Wirtschaft sendet keine Signale, dass wir uns mit der Senkung der Zinsen beeilen müssen", erklärte Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve, am Donnerstag (14.11.) in Dallas. "Die Stärke, die wir derzeit in der Wirtschaft sehen, gibt uns die Möglichkeit, unsere Entscheidungen mit Umsicht zu treffen."
Die US-Notenbank hatte den Lockerungszyklus im September mit einer Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt angestoßen und die Leitzinsen vergangene Woche um einen weiteren Viertelprozentpunkt herabgesetzt. Die Währungshüter signalisierten die Bereitschaft, die Zinsen weiter zu senken, solange die Inflation weiter abnimmt. Einige Kollegen Powells hatten sich bereits für einen langsamen Lockerungsansatz ausgesprochen.
"Chancen erhöhen, dass wir es richtig machen"
In einer Podiumsdiskussion nach seiner Rede führte Powell aus, dass die Unsicherheit zum neutralen Zinsniveau – bei dem die Geldpolitik das Wachstum weder stimuliert noch dämpft – einen weiteren Grund für Vorsicht darstelle. Mehrere Fed-Notenbanker hatten erklärt, die US-Leitzinsen noch immer im restriktiven Bereich zu sehen – und befürworteten eine schrittweise Annäherung an ein neutrales Niveau.
"In dieser Situation müssen wir vorsichtig sein", sagte Powell. Da sich die Zentralbank "dem plausiblen Bereich neutraler Niveaus" nähere, "könnte es sein, dass wir das Tempo unserer Maßnahmen verlangsamen, nur um die Chancen zu erhöhen, dass wir es richtig machen".
"Entschlossen, die Aufgabe zu Ende zu bringen"
US-Inflationsdaten aus dieser Woche hatten gezeigt, dass die Kernteuerung im Oktober stabil blieb. Lebensmittel- und Energiekosten ausgeklammert, lag die monatliche Inflation den dritten Monat in Folge bei 0,3 Prozent.
Die Jahresrate nähere sich dem längerfristigen Ziel von zwei Prozent deutlich an, dieses sei aber noch nicht erreicht, sagte Powell. "Wir sind entschlossen, die Aufgabe zu Ende zu bringen. Da die Arbeitsmarktbedingungen in etwa ausgeglichen sind und die Inflationserwartungen gut verankert, gehe ich davon aus, dass die Inflation weiter in Richtung unseres Ziels von zwei Prozent sinken wird, wenn auch auf einem manchmal holprigen Weg." (mb/Bloomberg)