Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen zum zweiten Mal in Folge unverändert gelassen, da sie den Inflationsdruck für begrenzt und die Wirtschaft trotz höherer US-Zölle für solide hält. Die Währungshüter bestätigten am Donnerstag (11.9.) den Einlagensatz bei zwei Prozent und damit die Erwartung aller von "Bloomberg" im Vorfeld befragten Volkswirte. Die Notenbanker gaben keine Hinweise auf künftige Schritte. Sie betonten weiterhin, dass sie auf der Grundlage der eingehenden Daten von Sitzung zu Sitzung entscheiden werden.

"Die Risiken für das Wirtschaftswachstum haben sich ausgeglichener entwickelt", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung. "Zwar haben die jüngsten Handelsabkommen die Unsicherheit verringert, doch eine erneute Verschlechterung der Handelsbeziehungen könnte die Exporte weiter dämpfen und Investitionen und Konsum beeinträchtigen."

Neue Projektionen zu Inflation und Wachstum
Die EZB-Experten erwarten nun eine Gesamtinflation von durchschnittlich 2,1 Prozent für 2025, von 1,7 Prozent für 2026 und von 1,9 Prozent für 2027. Bei der Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel gehen sie von durchschnittlich 2,4 respektive 1,9 und 1,8 Prozent aus. 

Die Wirtschaft dürfte den neuen Projektionen zufolge in diesem Jahr um 1,2 Prozent wachsen. Damit wird das in den Juni-Projektionen erwartete Wachstum von 0,9 Prozent nach oben revidiert. Die Wachstumsprognose für 2026 ist mit 1,0 Prozent nun etwas niedriger als im Juni, als die Experten mit 1,1 Prozent rechneten. Für 2027 liegt die Schätzung unverändert bei 1,3 Prozent.

"Weiterhin in einer guten Lage"
Nach Einschätzung von Lagarde ist der Disinflationsprozess vorbei: "Und ich beziehe mich dabei auf die Ursachen für die Inflation, die wir in den letzten Quartalen erlebt haben." Die weiteren Entscheidungen würden datenabhängig von Sitzung zu Sitzung getroffen. "Sage ich damit, dass wir uns auf einem vorbestimmten Weg befinden? Nein." Man sei "weiterhin in einer guten Lage".

Auf Fragen zu den politischen Spannungen in Frankreich betonte Lagarde, dass sie Entwicklungen in einzelnen Euroländern nicht kommentiere. Sie mahnte jedoch allgemein die Einhaltung der europäischen Fiskalregeln an. Im Falle eines gestörten geldpolitischen Transmissionsprozesses wäre die Notenbank handlungsbereit, so Lagarde. Über einen Einsatz des Transmission Protection Instruments (TPI) sei bei der Ratssitzung aber nicht gesprochen worden. (Bloomberg/ohm)


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