Zentralbanken im Goldrausch? Ökonom ist skeptisch
Zentralbanken weltweit setzen stärker auf Gold. Doch laut PGIM-Ökonom Giancarlo Perasso sind steigende Preise der Haupttreiber – nicht massive Käufe.
Während globale Zentralbanken ihre Reserven stärker diversifizieren, steigt auch die Allokation in Gold. Dies wirft die Frage auf, wie sensibel ihre Bestände gegenüber Preisschwankungen sind und welche politischen Konsequenzen daraus entstehen könnten.
"Zwar sind die Zentralbanken insgesamt auf dem besten Weg, im vierten Jahr in Folge 1.000 Tonnen zu kaufen", erklärt Giancarlo Perasso, Lead Economist für Afrika und die ehemalige Sowjetunion bei PGIM Fixed Income. "Doch für die meisten Schwellenländer sind nicht die physischen Bestände der Hauptgrund für den Anstieg der Goldreserven, sondern die steigenden Goldpreise."
Statistiken zeigen deutliche Zuwächse
Tatsächlich deuten die offiziellen Statistiken auf eine Zunahme der Goldallokationen in den letzten Quartalen hin. In den vergangenen drei Jahren akkumulierten Zentralbanken jeweils über 1.000 Tonnen Gold – deutlich mehr als die 400 bis 500 Tonnen pro Jahr im Jahrzehnt zuvor.
Laut Marktberichten und Umfragen dürfte dieser Trend auch in den kommenden zwölf Monaten anhalten. Grund dafür seien wachsende Sorgen über geopolitische Risiken, Handelskonflikte und die Rolle des US-Dollars im globalen Finanzsystem.
Am Goldrausch ist "weniger dran ist, als manche glauben"
Perasso relativiert jedoch: "Unsere Analyse zeigt, dass an einem Goldrausch der Zentralbanken weniger dran ist, als manche glauben." Für die meisten von PGIM untersuchten Schwellenländer sei der Anstieg der ausgewiesenen Goldreserven zwischen 2022 und 2024 im Wesentlichen preisgetrieben gewesen – und nicht durch zusätzliche Käufe.
So hätten etwa Bolivien, Kasachstan, die Philippinen und Suriname ihre Bestände reduziert, während der Wert dank steigender Preise dennoch stabil blieb. Lediglich in Bolivien sei der Goldwert insgesamt gesunken.
Verstärkt geopolitische Motive
Zentralbanken nutzen Gold traditionell als Absicherung gegen Inflation oder zur Diversifizierung. In jüngster Zeit haben jedoch geopolitische Überlegungen an Bedeutung gewonnen.
Russland und China etwa gelten als die intensivsten Käufer, da sie ihre Abhängigkeit von Dollar-Anlagen gezielt reduzieren wollen. Für viele andere Schwellenländer spielen hingegen Liquiditätserhalt und inflationsbezogene Motive eine größere Rolle.
Belastungstest für die Reserven
Die entscheidende Frage: Was passiert bei einem starken Preisrückgang? Perasso zeigt sich gelassen: "Auf Basis unserer Untersuchung kommen wir zu dem Schluss, dass es einer extremen Preisbewegung bedürfte, um die Liquidität dieser Zentralbanken ernsthaft zu gefährden."
Selbst bei deutlich niedrigeren Goldkursen dürften die meisten Schwellenländer noch über ausreichend Puffer verfügen, um externe Risiken wie Währungsschwankungen oder Finanzierungslücken abzufedern, ist er überzeugt. (mb)















