Der Verkaufsdruck bei Staatsanleihen langer Laufzeit ebbt beiderseits des Atlantiks nicht ab. Die Rendite 30-jähriger britischer Staatsanleihen ist auf den höchsten Stand seit 1998 gestiegen und erreichte im frühen Mittwochshandel (3.9.) gut 5,75 Prozent. Die Rendite 30-jähriger US-Treasuries ist kurzzeitig über die wichtige Marke von fünf Prozent geklettert. Und in Deutschland zog die Rendite der 30-jährigen Bundesanleihe auf 3,43 Prozent an – und damit auf den höchsten Stand seit 2011.

Dabei gilt der September für Bond-Langläufer ohnehin als traditionell schwieriger Monat. In den vergangenen zehn Jahren verloren internationale Staatsanleihen mit Laufzeiten über zehn Jahren im September im Schnitt zwei Prozent – der schwächste Monat im Jahresverlauf, wie "Bloomberg"-Daten zeigen.

Langläufer hinken hinterher
Schon jetzt schneiden langlaufende Bonds schlechter ab als Kurzläufer. Grund sind Sorgen über steigende Staatsschulden zur Finanzierung politischer Versprechen. Hinzu kommen hartnäckige Inflation in Japan, politische Turbulenzen in Frankreich und Druck von US-Präsident Donald Trump auf die Federal Reserve, die Zinsen zu senken – was die Inflation in den USA befeuern könnte.

"Der Markt fühlt sich derzeit ausgesprochen unangenehm an", sagt Hideo Shimomura, Portfoliomanager bei Fivestar Asset Management in Tokio. "Im September kommt es häufig zu einer scharfen Wende in der Geldpolitik."

US-Daten und EZB im Fokus
Kurzfristig richten sich die Blicke auf die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag (5.9.). Sie könnten entscheidend für die Zinspolitik der Fed sein. Auch die Inflationsdaten der Eurozone stehen im Fokus. Beobachter erwarten, dass die EZB die Zinsen kommende Woche unverändert lässt.

Frankreich sorgt zusätzlich für Unsicherheit. Eine Vertrauensabstimmung am 8. September entscheidet über die Zukunft von Premierminister François Bayrou. Die Krise hat die Renditen französischer Anleihen bereits spürbar nach oben getrieben.

Hohe Emissionen verstärken Druck
Der September gilt saisonal als problematisch, weil das Emissionsvolumen steigt. "Die Saisonalität im September ist hauptsächlich emissionsbedingt", sagt Mohit Kumar, Chefstratege Europa bei Jefferies International. "Im Juli und August gibt es nicht viele Emissionen, und nach Mitte November auch nicht mehr viele." Auch Chris Weston von Pepperstone verweist auf diese Muster.

"Viele Risiken zu umschiffen"
Ein "Bloomberg"-Index für ultralang laufende internationale Anleihen hat seit Ende Juni 2,6 Prozent verloren – und steuert damit 2025 auf den ersten Quartalsrückgang zu. Das Plus seit Jahresbeginn schrumpfte auf 3,5 Prozent. Kurzläufer dagegen legten im gleichen Zeitraum 7,9 Prozent zu.

Für Evelyne Gomez-Liechti von Mizuho International gehören "bessere US-Daten als erwartet" oder ein möglicher Kurswechsel der japanischen Notenbank zu den Faktoren, die Anleihen im September belasten könnten. Es gebe "viele Risiken zu umschiffen", so die Strategin. (mb/Bloomberg)