Für Portfoliomanager Tony Trzcinka von Impax Asset Management war der Freitag früher ein ruhiger Tag. Mittlerweile ist er die geschäftigste Zeit der Woche.

Was einst eine Phase zur Analyse langfristiger Trends war, ist heute ein entscheidender Zeitpunkt geworden, um Portfolios auf mögliche marktbewegende Nachrichten vorzubereiten – insbesondere auf solche, die US-Präsident Donald Trump gerne am Wochenende verkündet. Laut einer Analyse von Barclays hat die erhöhte Nachfrage nach Portfoliomaßnahmen am Freitag den Handel mit Investment-Grade-Unternehmensanleihen im Schnitt um 31 Prozent teurer gemacht als an anderen Wochentagen.

"Freitags haben wir definitiv mehr Aktivität am Markt festgestellt", sagte Trzcinka, der ein Vermögen von rund drei Milliarden Dollar (2,7 Mrd. Euro) verwaltet. "Man weiß nie, was am Wochenende passiert."

Einst ruhiger, jetzt teuerster Handelstag
Den Barclays-Analystinnen Zornitsa Todorova und Andrea Diaz Lafuente zufolge zeigt sich ein klarer Trend: Im März und April entfielen 18 Prozent des wöchentlichen Handelsvolumens bei Investment-Grade-Anleihen auf den Freitag – gegenüber 16 Prozent in den Jahren 2023 und 2024. In ihrer Analyse betrachteten sie den gesamten Nominalwert täglich gehandelter Anleihen.

Noch vor wenigen Jahren war der Freitag der günstigste Tag der Woche, um Anleihen zu kaufen oder zu verkaufen. Die neue Marktdynamik stellt diesen Rhythmus nun auf den Kopf.

Trump-Effekte treiben Volatilität
Die Freitagsbelebung ist Teil eines größeren Markttrends seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus. Seine unberechenbare Politik zu Zöllen, Migration und Geopolitik schürt Unsicherheit. Laut "Bloomberg Intelligence"-Analyst Athanasios Psarofagis ist die durchschnittliche Aktienhandelsaktivität im Jahr 2025 um 37 Prozent gegenüber den Vorjahren gestiegen – freitags sogar um 42 Prozent.

Ein Beispiel: Am vergangenen Freitag (9.5.) erklärte Trump, dass er die Zölle auf chinesische Waren möglicherweise auf 80 Prozent senken wolle. Doch am folgenden Montagmorgen verkündete Finanzminister Scott Bessent eine Aussetzung vieler China-Zölle und die Wiederaufnahme der Handelsgespräche. Die Folge: Der S&P 500 stieg um 3,3 Prozent, der Nasdaq 100 kehrte in den Bullenmarkt zurück, und auch die Kreditmärkte zeigten sich deutlich entspannter.

Absichern vor dem Wochenende wird Pflicht
Mark Clegg, Senior-Fixed-Income-Händler bei Allspring Global Investments, sieht in Bessents Schritt ein Lehrstück über strategisches Risikomanagement: "Niemand möchte im Vergleich zu seinem Ziel ein bisschen zu long oder zu short sein – und dann am Montagmorgen versuchen, die Dinge nach einer massiven Marktverschiebung zu korrigieren." (mb/Bloomberg)