Nach dem Ende der Ampel-Koalition drängt Oppositionschef Friedrich Merz (CDU) den deutschen Bundeskanzler, die Vertrauensfrage nicht erst – wie von Olaf Scholz (SPD) angekündigt – im Januar zu stellen, sondern bereits spätestens Anfang nächster Woche. Damit könnte es schon Mitte Januar Neuwahlen geben. Scholz hatte am Mittwoch (6.11.) Finanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen und damit die Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner aufgekündigt. Als Grund nannte er Lindners Weigerung, die Schuldenbremse auszusetzen, um das erwartete Haushaltsdefizit im kommenden Jahr auszugleichen.  

Ökonomen warnen vor einem monatelangen Machtvakuum in Deutschland, sehen das Ende der Ampel-Koalition aber auch als Chance, um notwendige wirtschaftliche und politische Reformen in Deutschland anzugehen, und hoffen, dass eine neue Regierung bei einigen Themen gänzlich andere Akzente und Schwerpunkte setzen wird.

Rentenmarkt reagiert
Ein viel beachteter Indikator für das Angebot von Schuldtiteln des deutschen Staates hat derweil reagiert: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen lag erstmals in ihrer Geschichte über dem entsprechenden Swap-Satz, wie die Agentur "Bloomberg" feststellt. Dies ist ungewöhnlich, da Staatsanleihen sicherer sind als Swaps, bei denen der Kontrahent in der Regel ein Finanzinstitut ist. Doch diese Beziehung wurde am Donnerstag (7.11.) auf den Kopf gestellt. Die Bewegungen spiegeln die Befürchtungen der Anleger hinsichtlich eines höheren Anleihenangebots wider. "Der Weg zu mehr Schulden wird ohne einen Finanzminister Lindner höchstwahrscheinlich einfacher werden", meint Commerzbank-Stratege Hauke Siemßen.

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