Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die Sanktionen bei Öl- und Gaslieferungen setzten im Frühjahr und Sommer 2022 den Euro Stoxx 50 und den Dax erheblich unter Druck. In der Folge kehrten Anleger europäischen Aktien den Rücken. Doch dann folgte die Trendwende. Seit Oktober legten Euro Stoxx 50 und Dax um bis zu 30 Prozent zu, während die Indizes in den USA lediglich um 15 Prozent kletterten.

Sollten Anleger nun alles auf Europa setzen? "Bloß nicht", sagt Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung in Köln. Strategisch gesehen sei erstens die Streuung über Anlageklassen, Weltregionen und Währungsräume der einzige "free lunch", den Anleger an den Finanzmärkten erhalten. Zweitens fänden sich sehr viele gesunde und starke Konzerne in den Vereinigten Staaten. Albrech: "Die Streuung auf die globalen Aktienmärkte ist und bleibt der beste Trumpf bei der Geldanlage!"

Zeitweiliger Sondereffekt
Die Kurse von europäischen Aktien stiegen so stark, weil sie im Herbst 2022 für Dollar-Anleger viel günstiger waren als US-Papiere, erläutert Albrech. So kam zum Einbruch des Dax um 25 Prozent von Januar bis Oktober die Talfahrt des Euro gegenüber dem Dollar um 15 Prozent. "US-Investoren konnten europäische Aktien daher mit einem Abschlag von bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang erwerben", stellt der Vermögensverwalter fest. Aktien aus den USA indes hatten sich für sie lediglich um 25 Prozent verbilligt. Doch das sei ein zeitweiliger Sondereffekt.

"Die Zinspolitik der US-Notenbank, die den Marktrutsch ausgelöst hat, ist genau der Grund, warum sich US-Aktien in den nächsten Jahren stark zeigen dürften", so Albrech. Er verweist auf die Zinsdifferenz von USA und Eurozone. Diese sorge für Zufluss von Kapital und biete der US-Notenbank während einer Rezession bei Zinssenkungen größeren Spielraum als der EZB. "Und die Börsengeschichte zeigt klar, dass die Aktienmärkte in den USA wohl auch dieses Mal von sinkenden Zinsen stark profitieren werden", meint Albrech. (fp)