Vermögensverwalter: Europa ist auf dem absteigenden Ast
Die Wachstumsschwäche Europas dürfte nach Einschätzung von Wisdom-Tree-Analystin Aneeka Gupta andauern. Das belastet auch die langfristigen Aussichten für europäische Aktien. In den USA und auch den Schwellenländern seien die Perspektiven besser.
Die Aussichten für Europas Wirtschaft und Aktienmarkt sind dem Vermögensverwalter Wisdom Tree zufolge nicht gerade rosig. "Auf den ersten Blick sieht die Lage in Europa gut aus", so Makro-Analystin Aneeka Gupta. Doch die langfristigen Trends geben ihrer Analyse zufolge Anlass zur Besorgnis. Im globalen Vergleich hält Wisdom Tree andere Regionen aus Aktien-Anlegersicht für deutlich attraktiver als Europa.
Europa fällt wirtschaftlich zurück
"Wenn wir unter die Oberfläche blicken, fällt Europas Anteil an der globalen Marktkapitalisierung seit vielen Jahren im Vergleich zu den USA und den Schwellenländern zurück, die Europa in Bezug auf das Wirtschaftswachstum kontinuierlich überholt haben", so Gupta. Sie verweist darauf, dass der Anteil Europas an der weltweiten Marktkapitalisierung von 30 Prozent im Jahr 2000 auf nur noch 14 Prozent im dritten Quartal 2024 gesunken ist. Schuld daran seien die Fragmentierung des Kontinents, die geringere Liquidität und die unterschiedlichen nationalen Vorschriften. Zudem lassen Faktoren wie der geringe Anteil von Technologieunternehmen in Europa den Anteil an der gesamten Marktkapitalisierung schrumpfen.
Und die Aussichten bleiben düster: "Vor dem Hintergrund der schwächeren Konjunktur in China droht Europa ein höheres Abwärtsrisiko für die Wachstumsaussichten im zweiten Halbjahr 2024", so Gupta. Denn die Schwellenländer bildeten mit einem Anteil von 31 Prozent an den Gesamteinnahmen die wichtigste Region für europäische Unternehmen, gefolgt von Nordamerika mit 22 Prozent.
Bessere Chancen in USA und den Emerging Markets
Insgesamt sieht Wisdom Tree die Aussichten für europäische Aktien deutlich negativer als für Aktien aus anderen Regionen. Dies gilt beispielsweise für die USA, aber auch die Schwellenländer. Sie hätten sich im Angesicht des Hochzinsumfelds, der Wachstumsprobleme in China und eines stärkeren US-Dollar im Jahr 2024 als widerstandsfähig erwiesen. "Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir, dass ein robustes Wirtschaftswachstum und eine Neuausrichtung der Lieferketten zusammen mit einem geldpolitischen Lockerungszyklus der Fed zahlreiche Chancen in den Schwellenländern eröffnen werden", so Gupta. (jh)