"Meme-Stocks versprechen die Erfüllung einer klassischen, aber in der Regel unrealistischen Hoffnung vieler Anleger: Frühzeitig die absolute Überflieger-Aktie finden, dann im richtigen Moment aussteigen und damit viel Geld verdienen“, sagt Marc-Oliver Lux vom Münchener Vermögensverwalter Dr. Lux & Präuner. Meme-Stocks sind Aktien, die in sozialen Netzwerken viral gehen. Sie waren auch bei hiesigen Privatanlegern in den vergangenen Monaten immer mal wieder beliebt. AMC Entertainment, Varta, Eastman Kodak, Workhouse oder Gamestop zählen zu den bekanntesten Meme-Titeln.

Die Argumente, warum die jeweilige Aktie so attraktiv sein soll, sind dabei unterschiedlich: Der Wert mag ausgebombt sein, ein neues lukratives Geschäftsfeld könnte sich auftun, die nächste große Innovation mag bevorstehen. Zudem sollen Short-Squeeze-Plays als Revolte gegen das Establishment dienen, so Lux: Professionelle Short-Seller, die in bestimmten Aktien massiv auf fallende Kurse spekulieren, sollen aus ihren Verkaufspositionen herausgepresst werden, indem man sie durch steigende Kurse zwingt, ihre Positionen aufzulösen und die Aktie zurückzukaufen, was den Kurs natürlich erst recht pusht. Es handele sich um Kurzfrist-Aktionen, die nach ein paar Tagen wieder vorbei seien, oft mit sehr viel tieferen Kursen, warnt Lux.

"Hier beißen den Letzten die Hunde"
Nach Ansicht von Lux stellt sich eine grundsätzliche Frage: Wie stehen die Chancen, mit einer einzelnen Aktie reich zu werden, wirklich? Zunächst müsse der Anleger die richtige Aktie wählen – bevor sie steigt. Das sei alles andere als einfach. Eine US-Fondsgesellschaft hat untersucht, dass von den rund 3.000 Titeln im amerikanischen Russell-3000-Index nur 47 Aktien in einem beliebigen Zwei-Wochen-Zeitraum zwischen März 2020 und Oktober 2022 um 200 Prozent oder mehr stiegen, weniger als zwei Prozent. 35 Prozent dieser Titel entwickelten sich im Anschluss dann schlechter als der Index.

Für Lux ist die Suche nach dem ultimativen Aktientrade ein riskantes Unterfangen: "Man kann von dieser Art Aktieninvestment nur abraten. Hier beißen den Letzten die Hunde." Es sei davon auszugehen, dass diejenigen, die die Aktie groß anpreisen, sich bereits eingedeckt haben und nur darauf warten, dass ihnen andere Anleger die Papiere zu einem völlig überzogenen Kurs abkaufen. Im schlimmsten Fall stürze das Kartenhaus so schnell zusammen, wie es entstanden ist. "Wenn die Aktie keine echte Nachfrage hat, findet auch kein ausreichender Umsatz statt, und Sie bleiben auf Ihrem Bestand sitzen. Ignorieren Sie am besten solche Portale!", warnt Lux. (fp)