Vermögensmanager: Gesunder Menschenverstand schlägt komplexe Modelle
Nicht alle Risiken am Kapitalmarkt lassen sich berechnen. Um zu einer guten Entscheidung zu kommen, kann es in manchen Situationen nützlicher sein, zu vereinfachen, findet Credo-Geschäftsführer Wolfgang Juds.
Es gibt Situationen, in denen ein Computer bessere Entscheidungen trifft als der Mensch. Das kann zum Beispiel beim Schach der Fall sein. Auf dem Brett gibt es klare Regeln, also eine stabile Ausgangslage, hinzu kommen überschaubare Alternativen und eine gute Datenlage. Am Kapitalmarkt stellt sich die Lage aber anders dar. Hier ist der gesunde Menschenverstand komplexen Modellen zuweilen überlegen, meint Wolfgang Juds, Geschäftsführer des Vermögensmanagers Credo, unter Berufung auf Erkenntnisse des Psychologen Gerd Gigerenzer.
Während beispielsweise beim Schach höhere Komplexität für einen guten Zug gefordert ist, gelte in instabilen Situationen mit vielen unbekannten Faktoren eher der Grundsatz "Mach es einfach!". "Wenn es dazu noch viele Alternativen gibt und wenig Daten vorliegen wie in der aktuellen Corona-Pandemie, dann helfen Algorithmen nicht in der Entscheidungsfindung", schreibt Juds. Statt Entscheidungen an Computer auszulagern, sollten wir in solchen Situationen eher Reflexionsvermögen und Bauchgefühl zurate ziehen und heuristische Modelle einsetzen, um zu praktikablen Lösungen mit guten Ergebnissen zu gelangen, rät er.
Mehr Zeit fürs Wesentliche
Juds Resümee für Investoren: "Gestärkt durch diese Erkenntnisse dürfen wir ganz bewusst vereinfachen ohne Gefahr zu laufen, dass sich die Ergebnisse signifikant verschlechtern. Im Gegenteil – wir finden mehr Zeit, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf das Portfolio- und Risikomanagement." (fp)