Die Herabsetzung der Kreditwürdigkeit der USA von "Aaa" auf "Aa1" durch die Ratingagentur Moody's verstärkt Befürchtungen mit Blick auf die hohe Verschuldung der Vereinigten Staaten. Das heben Fondsmanager und Anlagestrategen in aktuellen Marktkommentaren hervor.

"Moody's hat die Verschuldungs- und Haushaltsrisiken als Hauptgrund für die Herabstufung des Ratings hervorgehoben", betont beispielsweise Benoit Anne, Anleihenstratege bei MFS Investment Management. Die USA wiesen eine viel höhere Staatsverschuldung und Zinszahlungsquote auf als ähnlich bewertete Staaten, so die Ratingagentur.

"Weniger Interesse an US-Anlagen"
Moody's gehe davon aus, dass das Haushaltsdefizit von zuletzt 6,4 Prozent bis 2035 auf fast neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen könnte, erläutert Anne. Zurückzuführen sei das vor allem auf höhere Zinszahlungen, steigende Staatsausgaben und relativ geringe Staatseinnahmen. In der Zwischenzeit würde die Schuldenlast der Vereinigten Staaten bis 2035 auf etwa 134 Prozent des BIP ansteigen, verglichen mit 98 Prozent im Jahr 2024.

"Das Downgrade wird die Diskussion über die US-Anleiherenditen wahrscheinlich weiter anheizen", meint der MFS-Stratege. Der Schritt sei zwar nicht wirklich überraschend gekommen. Aber: "Kurzfristig kann die Herabstufung bewirken, dass internationale Anleger weniger Interesse an US-Anlagen haben." Problematisch sei, dass der Markt für US-Staatsanleihen bei einem Schock nicht mehr so stabil reagieren könne wie früher. "Besonders deutlich wurde dies im April, als nach der Ankündigung der geplanten Zölle weltweit Marktturbulenzen auftraten", erinnert Anne.

"Drama beim US-Haushalt"
Die Herabstufung könne zwar kurzfristig zu einer gewissen Volatilität an den Märkten führen, die Auswirkungen dürften jedoch begrenzt sein, meint Russel Matthews, Lead Portfolio Manager Global Macro bei RBC Bluebay. "Das größere Drama ist das, was beim US-Haushalt vor sich geht. Mit der Verabschiedung des Zehnjahresplans für den Haushalt durch den Kongress befinden wir uns an einem kritischen Punkt. Wie es bei diesem Thema in den kommenden Monaten weitergeht, wird für die Märkte viel entscheidender sein."

Die US-Politik sei nur begrenzt gewillt oder in der Lage, einen "Fahrplan für eine ernsthafte Reduzierung des Haushaltsdefizits" vorzulegen. Er fürchtet einen stetigen Anstieg des Verhältnisses der Gesamtverschuldung zum BIP und der Zinskosten zu anderen Ausgaben. "Wenn diese Dynamik ungebremst bleibt, ist es unvermeidlich, dass die USA eine Art Liz-Truss-Moment erleben, das heißt einen Anstieg der Volatilität der Zinssätze und einen deutlichen Anstieg der Renditen, insbesondere am langen Ende der Kurve", so Matthews. "Es ist jedoch äußerst schwierig vorherzusagen, wann wir diesen Wendepunkt erreichen."

"Wachsende Zweifel an fiskalischer Disziplin"
Timo Steinbusch, Leiter Portfoliomanagement bei der Apobank, bezeichnet die Senkung der Kreditwürdigkeit amerikanischer Staatsanleihen durch Moody's als "Paukenschlag". "Ein ausschließlicher Fokus auf Strafzölle wäre zu kurz gedacht. Nun gerät die Solidität des US-Staatshaushalts in den Mittelpunkt." Die Rendite langlaufender US-Staatsanleihen nähere sich wieder der Fünf-Prozent-Marke. "Fünf Prozent auf US-Staatsanleihen sind ein attraktives Zinsniveau – zugleich spiegeln sie die wachsenden Zweifel an fiskalischer Disziplin wider", so Steinbusch. "Für Anleger ist das ein klares Signal, ihre Strategie zu überdenken."

Angesichts steigender Staatsschulden, politischer Unsicherheit und anhaltend hoher Aktienbewertungen fühle er sich mit einer "zurückhaltenden Positionierung" sehr gut aufgestellt. "Die Aktienmärkte preisen derzeit nicht ein, wie zerbrechlich das Gleichgewicht zwischen Geldpolitik, Fiskalpolitik und Marktvertrauen geworden ist."

"Klammergriff"
Clément Inbona, Fondsmanager bei LFDE, wähnt die USA im "fiskalischen Klammergriff" zwischen Schuldenlast und Zinsschock. Er erinnert daran, dass alle großen Anlageklassen ihre Verluste, die sie nach Trumps spektakulären Ankündigungen am "Liberation Day" erlitten haben, wieder wettmachen konnten – bis auf zwei: US-Dollar und langlaufende US-Staatsanleihen. "Sie spiegeln zum einen das Misstrauen gegenüber dem Greenback und zum anderen die Befürchtungen hinsichtlich der Tragfähigkeit der US-Staatsverschuldung wider", sagt Ibona. "Auf den Finanzmärkten werden die wichtigsten Trends von sich verändernden Narrativen bestimmt: der amerikanische Exzeptionalismus Ende 2024, der Handelskrieg im Jahr 2025. Morgen vielleicht die Tragfähigkeit der US-Staatsverschuldung?" (bm)