Unmut an der Wall Street: Jobdaten zu spät – für manche per Telefon
Die amerikanische Behörde für Arbeitsmarktstatistik, das Bureau of Labor Statistics (BLS), hat die jüngsten revidierten Beschäftigungsdaten mit Verspätung veröffentlicht. An einzelne Banken gab das BLS die Zahlen auf Anfrage telefonisch heraus. Dies sorgte für Verärgerung bei anderen Häusern.
Ein erneuter Patzer bei der Veröffentlichung wichtiger US-Konjunkturdaten hat an der Wall Street für Ärger gesorgt. Wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet, legte die amerikanische Behörde für Arbeitsmarktstatistik, das Bureau of Labor Statistics (BLS), revidierte Beschäftigungsdaten am Mittwoch (21.8.) erst mit einer halben Stunde Verspätung vor. Einzelnen Banken gelang es, sich die Zahlen zu beschaffen, während das Gros der Marktteilnehmer warten musste.
Nachdem das BLS um 10 Uhr New Yorker Zeit (16 Uhr in Frankfurt) noch keine revidierten Zahlen zu den monatlichen Jobdaten veröffentlicht hatte, riefen "Bloomberg" zufolge die Mizuho Financial Group und BNP Paribas bei der Behörde an und erhielten die Zahlen direkt. Auch das Konjunkturanalyse-Team von Nomura soll die Zahlen bekommen haben. Als sich an der Wall Street die Nachricht verbreitete, dass das Statistikamt damit begonnen hatte, die Daten per Telefon weiterzugeben, machte sich Unmut breit.
Heftige Abwärtskorrektur
Nachdem die Informationen gegen 10:30 Uhr schließlich öffentlich waren, zeigte sich, dass die Zahl der Beschäftigten für die zwölf Monate bis März 2024 wahrscheinlich um 818.000 nach unten korrigiert werden wird. Eine so starke Abwärtskorrektur hatte es bei den Beschäftigungszahlen seit 2009 nicht mehr gegeben. Als Reaktion auf die Nachricht legten die Aktienkurse an der Wall Street zunächst deutlich zu. Auch Staatsanleihen waren gefragt, da der Bericht die Erwartung nährte, dass die US-Notenbank Federal Reserve im September mit der Senkung der Leitzinsen beginnen wird.
Für Verärgerung am Markt hatte das BLS schon zuvor gesorgt. Im Mai hatte die Behörde die Daten zum Verbraucherpreisindex versehentlich etwa 30 Minuten vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin online gestellt. Einen Monat zuvor wurde bekannt, dass ein BLS-Ökonom zahlreiche Anfragen von großen Wall-Street-Firmen wie JP Morgan Chase und Blackrock zu Details der Inflationsdaten beantwortet hatte.
BLS überprüft Verfahren
In einer E-Mail an "Bloomberg" erklärte ein BLS-Sprecher, die Behörde habe das Büro des Generalinspekteurs des Arbeitsministeriums über den Vorfall informiert. "Die Integrität unserer Datenveröffentlichungen hat für das BLS oberste Priorität, und wir überprüfen unsere Verfahren genau, um sicherzustellen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt", sagte der Sprecher. (Bloomberg/am)