Union Investment: Corona killt die Inflation
Die Covid-19-Krise hat auch bei den Verbraucherpreisen deutliche Spuren hinterlassen. Übliche saisonale Preismuster sind gestört, sagt Union-Investment-Chefvolkswirt Jörg Zeuner.
Die Inflationsentwicklung ist durch die Covid-19-Pandemie aus dem Takt geraten. Sondereffekte wie etwa die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer in Deutschland verzerren die ohnehin schon gestörten saisonalen Preismuster zusätzlich, beobachtet Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment. So lag die Inflationsrate im August bei null Prozent – die Preise haben sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. "Hätten alle Unternehmen die Mehrwertsteuersenkung vollumfänglich an die Verbraucher weitergegeben, wäre der dämpfende Effekt sogar noch größer gewesen und die Inflationsrate in den negativen Bereich gerutscht", erklärt der Ökonom. In der Eurozone ist das bereits der Fall: Hier sank die August-Teuerungsrate auf minus 0,2 Prozent.
Die Inflation dürfte sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone niedrig bleiben. Als Grund nennt Zeuner die preisdämpfenden Effekte der nur allmählich zurückgehenden Arbeitslosigkeit sowie die allgemeine Unsicherheit, die Konsum und Investitionen hemmt. "Für das Gesamtjahr rechnen wir in Deutschland mit einer Inflationsrate von 0,7 Prozent und in der Eurozone mit 0,5 Prozent, was weit unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank von knapp unter zwei Prozent ist", sagt der Volkswirt.
Die Zinsen bleiben also dort, wo sie sind: auf der Nulllinie oder darunter. Das dürfte die Kurse von Risikoanlagen wie Peripherie-Anleihen und Aktien weiterhin stützen. (fp)