Trump trifft Powell: Zins-Showdown im Weißen Haus
US-Präsident Donald Trump hat bei einem der seltenen Treffen mit Fed-Chef Jerome Powell erneut Zinssenkungen gefordert. Seine Kritik an der aktuellen Geldpolitik richtet sich gegen vermeintliche Wettbewerbsnachteile gegenüber China – doch die Fed bleibt betont unabhängig.
Bei ihrem ersten persönlichen Treffen seit Donald Trumps Amtseinführung hat der US-Präsident Fed-Chef Jerome Powell offen zu Zinssenkungen aufgefordert. Das teilte das Weiße Haus am Donnerstag (29.5.) mit. Trump habe erklärt, die Beibehaltung der Zinsen sei ein Fehler, so Pressesprecherin Karoline Leavitt.
Wettbewerbsnachteil durch hohe Zinsen?
Trump sieht in der restriktiven Geldpolitik einen Nachteil für die USA. Das "bringt uns einen wirtschaftlichen Nachteil gegenüber China und anderen Ländern – und der Präsident hat das sowohl öffentlich als auch, wie ich nun offenlegen kann, privat deutlich zum Ausdruck gebracht", sagte Leavitt.
An dem Treffen nahmen laut Angaben des Weißen Hauses mehrere Regierungsvertreter teil, darunter Vizepräsident JD Vance, Finanzminister Scott Bessent, Handelsminister Howard Lutnick und Wirtschaftsberater Kevin Hassett.
Fed bleibt bei datenabhängigem Kurs
Laut der US-Notenbank fand das Treffen auf Einladung des Präsidenten statt. Powell und Trump hätten über Themen wie Wachstum, Beschäftigung und Inflation gesprochen. Ein Fed-Sprecher betonte, Powell habe sich nicht zu geldpolitischen Erwartungen geäußert, sondern lediglich erklärt, dass der Kurs von den Wirtschaftsdaten abhänge.
Das letzte persönliche Treffen zwischen Trump und Powell hatte im November 2019 stattgefunden.
Die Federal Reserve hat die Leitzinsen im laufenden Jahr bisher nicht verändert und verweist auf hohe wirtschaftliche Unsicherheiten. Man verfolge einen geduldigen Ansatz, so die Begründung. Die geplanten Zölle dürften laut Einschätzung der Währungshüter das Wachstum bremsen und die Inflation anheizen.
Spekulationen um Powells Zukunft
Trump hatte wiederholt niedrigere Zinsen gefordert und Powell öffentlich kritisiert. Gerüchte, wonach Trump eine Absetzung des Fed-Chefs anstreben könnte, halten sich hartnäckig. Laut Leavitt ist dieses Thema jedoch beim Treffen nicht angesprochen worden. Powells Amtszeit endet im Mai 2026.
Rückendeckung durch Supreme Court
Der Oberste Gerichtshof der USA hatte jüngst klargestellt, dass Trump den Notenbankchef nicht einfach willkürlich entlassen kann. Der Supreme Court billigte am 22. Mai zwar grundsätzlich zwei Entlassungen bei anderen Behörden, betonte dabei aber, dass für die Fed andere Maßstäbe gelten. Die Richter würden also einschreiten, wenn Trump Powell feuern sollte.
Die Federal Reserve hat dem Supreme Court zufolge eine Sonderstellung im institutionellen Gefüge der Vereinigten Staaten. Die Fed sei eine "einzigartig strukturierte, quasi-private Einheit", so die Richter. Sie beruhigten damit Investoren, die sich angesichts Trumps verbaler Angriffe auf Powell um die Unabhängigkeit der wichtigsten Notenbank der Welt gesorgt hatten. (mb/Bloomberg)